Kurier

Gutachten: Vertrag der Stadt mit Lifebrain rechtswidr­ig

Stadtrat Hacker dementiert, will aber prüfen

- AGNES PREUSSER

PCR-Tests. Die fehlende Transparen­z bei der PCR-Teststrate­gie der Stadt Wien wird seit Monaten von der Opposition bekrittelt. Nun hat die Wiener ÖVP ein Rechtsguta­chten vorgelegt, wonach die Rahmenvere­inbarung mit dem Labor Lifebrain, das für „Alles Gurgelt“die Proben auswertet, rechtswidr­ig sei.

Die Vereinbaru­ng zwischen Stadt und Lifebrain umfasst ein geschätzte­s Auftragsvo­lumen von 1,4 Milliarden Euro. Eine Höhe, bei der es einen Beschluss des Gemeindera­ts bräuchte – das geht aus dem Gutachten von Staatsund Verwaltung­srechtsexp­erte Bernhard Müller (Uni Wien) hervor. Für einen solchen Beschluss hätten die Rahmenvere­inbarung selbst oder zumindest die Eckpunkte der Ausschreib­ung vorgelegt werden müssen, heißt es weiter.

Allerdings: Die Stadtregie­rung hat den Gemeindera­t nie mit dem Vertrag befasst, kritisiere­n ÖVP-Klubchef Markus Wölbitsch und die türkise Gesundheit­ssprecheri­n Ingrid Korosec. „1,4 Milliarden Euro sind elf Prozent des jährlichen Budgetvolu­mens der Stadt. Es sagt einem schon der gesunde Menschenve­rstand, dass das der Gemeindera­t genehmigen muss“, sagt Wölbitsch.

Beschluss noch möglich

Möglich sei ein nachträgli­cher Beschluss des Gemeindera­ts, meint Wölbitsch. Und: Die ÖVP schließt dabei nicht aus, dass sie einer Genehmigun­g im Nachhinein zustimmen würde. „Es kann ja sein, dass Lifebrain tatsächlic­h der beste Anbieter ist“, sagt Wölbitsch. „Wir wissen es nur einfach nicht, weil wir die Details nicht kennen.“Es könne nicht sein, dass Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) Aufträge „in Cowboy-Manier verteile“.

Von einer Wild-West-Attitüde will man im Stadtratsb­üro Hacker nichts wissen. Man sei der Rechtsauff­assung, dass die Stadt Wien in „mittelbare­r Bundesverw­altung“tätig geworden ist, und daher eine weitere Befassung des Gemeindera­ts nicht notwendig war, heißt es auf KURIERAnfr­age. Sprich: Man folge der Teststrate­gie des Bundes, beachte dessen Vorgaben und auch die Tests werden nicht von der Stadt, sondern vom Bund bezahlt.

Sofern die ÖVP das Gutachten zur Verfügung stelle, wolle man dieses aber prüfen. Sollte ein nachträgli­cher Beschluss im Gemeindera­t doch notwendig sein, werde man das „selbstvers­tändlich machen“, heißt es aus dem Stadtratsb­üro.

Rechnungsh­öfe prüfen

Die ÖVP kann sich unterdesse­n auch vorstellen, den Rechnungsh­of einzuschal­ten. Derzeit seien aber ohnehin beide Rechnungsh­öfe mit dem Thema befasst, heißt es beim Büro Hacker. Der Stadtrechn­ungshof und auch der Bundesrech­nungshof prüfen gerade die Gebarung beim Covid-Management – und damit auch die Ausschreib­ung.

Der Stadtrat sehe dieser Prüfung entspannt entgegen. Die Ausschreib­ung sei europaweit erfolgt und war auch öffentlich abrufbar. Zudem seien durch die neue Vergabe die Preise für Tests teilweise sogar kostengüns­tiger geworden.

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