Wie Österreich mit Alien-Besuch umgeht
Sollte eine intelligente außerirdische Lebensform Österreich als den Ort für einen ersten Kontakt mit der Menschheit auswählen, wüsste kaum jemand, was zu tun wäre
Zu unerwarteten Ereignissen kann es immer kommen. Spätestens seit einer weltweiten Pandemie und einem neuen Krieg in Europa sollte das jedem klar sein. Für viele Szenarien gibt es Pläne, die Entscheidungsträgern Anleitungen geben, welche Schritte im Ernstfall getroffen werden sollten. Gibt es in Österreich eigentlich auch einen Plan, was zu tun ist, wenn es zu einem Erstkontakt mit einer intelligenten außerirdischen Lebensform kommt? Angenommen, ein UFO muss im Attersee notlanden, oder ein Alien wählt die Wachau wegen der schönen Kulisse für eine Kontaktaufnahme mit der Menschheit: Wie würde die Regierung reagieren?
Das Bundesministerium für Landesverteidigung hat jedenfalls keinen spezifischen Plan für eine solche Situation, heißt es auf Anfrage des KURIER. Wenn jemand in nicht erlaubter Weise die Staatsgrenze überschreitet, wäre dies ein Fall für die Landesverteidigung,
aber wie man mit Außerirdischen umgehen würde, sei unklar.
Eher unwahrscheinlich
Die Chance, dass Außerirdische auf der Erde und in Österreich landen, sei sehr gering, ist Margit Mischkulnig, Abteilungsleiterin für Weltraumangelegenheiten im Bundesministerium für Klimaschutz (BMK), überzeugt. Ein Fokus von Weltraumforschern in aller Welt liege darauf, überhaupt Spuren von Leben im All zu entdecken. Das Auffinden von Wasser in flüssiger Form werde dabei schon bejubelt, der Fund von winzigen außerirdischen Zellstrukturen wäre sensationell. Sollte es doch zu einem überraschenden Besuch von Aliens in Österreich kommen, würde man wahrscheinlich „Hallo und guten Tag sagen, wenn man sich verständigen kann“, meint Mischkulnig scherzhaft. Ganz ernsthaft würde man sich jedenfalls ministerienübergreifend koordinieren und „auf allen Ebenen Wege finden, wie man damit umgeht“. Österreichs Aktivitäten im Weltraum seien unterdessen auf Bereiche fokussiert, die Menschen auf der Erde betreffen, sei es die Erforschung des Weltraumwetters oder der Veränderung des Weltklimas.
Beratung in der UNO
Auf internationaler Ebene sind Überlegungen zu einem Erstkontakt mit Außerirdischen sehr wohl schon angestellt worden. Die US-Armee hat bereits in den 50er-Jahren einen Sieben-Stufen-Plan dafür entwickelt, falls die Menschheit auf anderen Himmelskörpern auf intelligente Lebensformen trifft. Die Internationale Akademie für Weltraumfahrt (IAA) hat 1989 erstmals einen Plan vorgelegt, was bei einem Empfang eines Signals von Außerirdischen zu tun sei. SETI-Experten der Organisation würden solch ein Ereignis sofort Wissenschaftern in aller Welt mitteilen, sich aber für eine eventuelle Antwort mit den Vereinten Nationen (UNO) abstimmen. Forscher der Universität Oxford haben 2020 eine Studie über unterschiedliche Vorgehensweisen beim Verfassen einer Antwort veröffentlicht. Sollten Wissenschafter dabei die Führung übernehmen, Politiker, oder sollte es gar eine Volksabstimmung darüber geben? Eine Umfrage in Großbritannien ergab, dass eine Mehrheit von 39 Prozent dafür ist, einem Wissenschafter-Team die Verantwortung zu übertragen.
Einige renommierte Forscher, u. a. der 2018 verstorbene Physiker Stephen Hawking, warnten bisher allerdings davor, überhaupt mit Außerirdischen in Kontakt zu treten. Falls die Gesprächspartner aggressiv und technologisch überlegen wären, könnte dies das Ende der gesamten Menschheit bedeuten. Andere, wie der 1996 verstorbene Astronom Carl Sagan, vertreten eine optimistischere Sicht. Sollten es Außerirdische geschafft haben, routinemäßig durch den interstellaren Raum zu reisen, wären sie über Dinge wie Aggression oder Krieg wahrscheinlich völlig erhaben.