Kurier

Wie Österreich mit Alien-Besuch umgeht

Sollte eine intelligen­te außerirdis­che Lebensform Österreich als den Ort für einen ersten Kontakt mit der Menschheit auswählen, wüsste kaum jemand, was zu tun wäre

- VON DAVID KOTRBA

Zu unerwartet­en Ereignisse­n kann es immer kommen. Spätestens seit einer weltweiten Pandemie und einem neuen Krieg in Europa sollte das jedem klar sein. Für viele Szenarien gibt es Pläne, die Entscheidu­ngsträgern Anleitunge­n geben, welche Schritte im Ernstfall getroffen werden sollten. Gibt es in Österreich eigentlich auch einen Plan, was zu tun ist, wenn es zu einem Erstkontak­t mit einer intelligen­ten außerirdis­chen Lebensform kommt? Angenommen, ein UFO muss im Attersee notlanden, oder ein Alien wählt die Wachau wegen der schönen Kulisse für eine Kontaktauf­nahme mit der Menschheit: Wie würde die Regierung reagieren?

Das Bundesmini­sterium für Landesvert­eidigung hat jedenfalls keinen spezifisch­en Plan für eine solche Situation, heißt es auf Anfrage des KURIER. Wenn jemand in nicht erlaubter Weise die Staatsgren­ze überschrei­tet, wäre dies ein Fall für die Landesvert­eidigung,

aber wie man mit Außerirdis­chen umgehen würde, sei unklar.

Eher unwahrsche­inlich

Die Chance, dass Außerirdis­che auf der Erde und in Österreich landen, sei sehr gering, ist Margit Mischkulni­g, Abteilungs­leiterin für Weltrauman­gelegenhei­ten im Bundesmini­sterium für Klimaschut­z (BMK), überzeugt. Ein Fokus von Weltraumfo­rschern in aller Welt liege darauf, überhaupt Spuren von Leben im All zu entdecken. Das Auffinden von Wasser in flüssiger Form werde dabei schon bejubelt, der Fund von winzigen außerirdis­chen Zellstrukt­uren wäre sensatione­ll. Sollte es doch zu einem überrasche­nden Besuch von Aliens in Österreich kommen, würde man wahrschein­lich „Hallo und guten Tag sagen, wenn man sich verständig­en kann“, meint Mischkulni­g scherzhaft. Ganz ernsthaft würde man sich jedenfalls ministerie­nübergreif­end koordinier­en und „auf allen Ebenen Wege finden, wie man damit umgeht“. Österreich­s Aktivitäte­n im Weltraum seien unterdesse­n auf Bereiche fokussiert, die Menschen auf der Erde betreffen, sei es die Erforschun­g des Weltraumwe­tters oder der Veränderun­g des Weltklimas.

Beratung in der UNO

Auf internatio­naler Ebene sind Überlegung­en zu einem Erstkontak­t mit Außerirdis­chen sehr wohl schon angestellt worden. Die US-Armee hat bereits in den 50er-Jahren einen Sieben-Stufen-Plan dafür entwickelt, falls die Menschheit auf anderen Himmelskör­pern auf intelligen­te Lebensform­en trifft. Die Internatio­nale Akademie für Weltraumfa­hrt (IAA) hat 1989 erstmals einen Plan vorgelegt, was bei einem Empfang eines Signals von Außerirdis­chen zu tun sei. SETI-Experten der Organisati­on würden solch ein Ereignis sofort Wissenscha­ftern in aller Welt mitteilen, sich aber für eine eventuelle Antwort mit den Vereinten Nationen (UNO) abstimmen. Forscher der Universitä­t Oxford haben 2020 eine Studie über unterschie­dliche Vorgehensw­eisen beim Verfassen einer Antwort veröffentl­icht. Sollten Wissenscha­fter dabei die Führung übernehmen, Politiker, oder sollte es gar eine Volksabsti­mmung darüber geben? Eine Umfrage in Großbritan­nien ergab, dass eine Mehrheit von 39 Prozent dafür ist, einem Wissenscha­fter-Team die Verantwort­ung zu übertragen.

Einige renommiert­e Forscher, u. a. der 2018 verstorben­e Physiker Stephen Hawking, warnten bisher allerdings davor, überhaupt mit Außerirdis­chen in Kontakt zu treten. Falls die Gesprächsp­artner aggressiv und technologi­sch überlegen wären, könnte dies das Ende der gesamten Menschheit bedeuten. Andere, wie der 1996 verstorben­e Astronom Carl Sagan, vertreten eine optimistis­chere Sicht. Sollten es Außerirdis­che geschafft haben, routinemäß­ig durch den interstell­aren Raum zu reisen, wären sie über Dinge wie Aggression oder Krieg wahrschein­lich völlig erhaben.

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