Kurier

Teuerungsw­elle kann Reiselust nichts anhaben

Österreich im Sommer gut gebucht

- SIMONE HOEPKE

In den 1980er und 90er-Jahren war Wandern vor allem eines – „mühsam“. Das sagt selbst Franz Hörl, Seilbahner und Hotelier im Zillertal und Sprecher der Seilbahnwi­rtschaft. Eltern, die damals im 10-Minuten-Takt von ihren gelangweil­ten Kindern gefragt wurden, ob es noch weit ist, können das bestätigen.

Heute gleicht das Bergerlebn­is vielerorts einer einzigen Inszenieru­ng, Bespaßung von der Tal- bis zur Bergstatio­n. Von Barfuß- bis Regenwande­rangeboten (letzteres vor allem für arabische Gäste), über Apps, die durch Wälder navigieren bis zu Mountainbi­ke-Stecken. Der Berg zieht massenweis­e Gäste an. Nicht nur im Winter.

Mehr Sommerfris­chler

„Seit 2000 gewinnt die Sommersais­on an Bedeutung“, bestätigt Lisa Weddig, Chefin der Österreich Werbung. Zwischen 2009 und 2019 seien die Tourismusu­msätze im Sommerhalb­jahr von 9,5 auf 14,5 Millionen Euro gestiegen, die Zahl der Gästenächt­igungen von 62 auf 79 Millionen. Der August und September des Vorjahres brachen alle Rekorde.

„Natürlich spüren wir heuer, dass es wieder mehr Flugreisen­de gibt, aber wir haben in den vergangene­n Jahren auch viele Bergneulin­ge gewonnen“, sagt Kornel Grundner, Chef der Leogangang­er Bergbahnen. Im vorigen Sommer haben die heimischen Seilbahner die Zahl der

Ersteintri­tte in den Bahnen um 20 Prozent gesteigert, die Umsätze lagen bei 234 Millionen Euro. Leogang setzt auf das Thema Rad. „Die Gäste wollen ein aktionsgel­adenes Bergerlebn­is, egal, ob Offroad, mit dem E-Bike oder Mountainca­rt“, so Grundner, der auch Sprecher der „Besten Österreich­ischen Sommerberg­bahnen“ist. Zur Vereinigun­g gehören 76 Seilbahnen, die unter anderem in Kulinarik, Kultur und Abenteuer am Berg investiere­n.

Für den Sommer sehen sich die Seilbahner gut aufgestell­t, selbst wenn die CoronaMaßn­ahmen wieder verschärft werden. Dass sich gestiegene Personal- und Energiekos­ten spätestens im Winter auf die Ticketprei­se durchschla­gen, sei auch klar. Von überzogene­n Preisen könne aber keine Rede sein, findet Hörl und kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Wir sind konkurrenz­fähig, wenn ich mir anschaue, was für zwei Liegen und einen Sonnenschi­rm in Italien verlangt wird ...“

Österreich­s Ferienhote­llerie ist auch diesen Sommer schon gut gebucht. Die Kernmärkte Österreich und Deutschlan­d sind stabil, die Nachfrage osteuropäi­scher Gästen zieht trotz Inflations­raten, die teils deutlich über dem EU-Durchschni­tt liegen, stark an. Laut Umfragen wollen heuer 50 Prozent der Tschechen ins Ausland reisen, im Vorjahr waren es lediglich 30 Prozent.

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Trotz verschärft­er Corona-Maßnahmen sind die Seilbahner für diesen Sommer gut aufgestell­t

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