„Sonnenschutz beginnt im Kopf“
KWenn es um Hautkrebsaufklärung und -vorsorge geht, muss in Österreich noch viel passieren aum streckt der Sommer seine Arme aus, zieht es uns in die Sonne. Doch so schön der Platz dort auch ist, so viel Gefahren birgt er auch in sich. Es beginnt beim Sonnenbrand und endet bei der Diagnose Hautkrebs. Rund 1.600 Menschen erkranken jährlich in Österreich an schwarzem Hautkrebs, rund 370 Personen sterben jährlich daran. Das sind Zahlen, die schockieren – besonders deshalb, weil die meisten dieser Leben durch Aufklärung und Früherkennung hätten gerettet werden können.
Expertise
Es ist ein Thema, das auch die PRAEVENIRE Initiative beschäftigt. Im Vorfeld der PRAEVENIRE Gesundheitstage in Seitenstetten wurden daher Expertinnen und Experten zu einem von MSD (Merck Sharp & Dohme) unterstützten Gipfelgespräch geladen. Zum Thema „Früherkennung von Hautkrebs – Quo vadis, Austria?“diskutierten Barbara Ernst, Leiterin des Berufsdermatologischen Zentrums des Ordensklinikums Linz, Bruno Mähr, Ärztlicher Leiter des Therapiezentrums Rosalienhof, Christian Posch, Abteilungsleiter der Dermatologie im Krankenhaus Hietzing, Erika Richtig, Dermatologin und Vorstandsmitglied der Österreichischen Krebshilfe, Bern
hard Rupp, gesundheitspolitischer Leiter der Arbeiterkammer (AK) Niederösterreich, Martin Schaffenrath, Verwaltungsrat der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und Angelika Widhalm, Vorsitzende des Bundesverbandes der Selbsthilfe Österreich.
Aufholbedarf
Einigkeit herrschte darüber, dass in Österreich noch viel passieren müsse. „Wir sind sehr gut im Betreuen und Behandeln von Hautkrebs, aber leider nicht im Verhindern“, so die ernüchternde Diagnose von Primar Posch. Hier geht es auch um Angebot und Nachfrage. Denn flächendeckende Screeningangebote, wie man sie beispielsweise von Erkrankungen wie Brustkrebs kennt, sucht man in Österreich vergebens. Zuletzt wurde das Intervall von Vorsorgeuntersuchungen für Menschen mit geringerem Hautkrebsrisiko sogar auf fünf Jahre erhöht.
Vorarlberger Modell
Dass es in Österreich aber auch anders geht, beweist Vorarlberg. Auf Landesebene wurde dort eingeführt, dass pro Jahr ein HautkrebsScreening vom Land subventioniert wird. Ein Modell, das auch österreichweit erprobt werden könnte. Doch neben der Ausrollung eines strukturierten Programms, bedarf es außerdem auch im niedergelassenen Bereich einer Nachschärfung, wie Widhalm forderte: „Die Allgemeinmediziner sollten vermehrt auf die Hautgesundheit der Patientinnen und Patienten achten und sie regelmäßig zum Hautcheck überweisen.“
Information & Aufklärung Aber freilich reicht das bloße
Angebot nicht. Noch dazu ist ein flächendeckendes Vorsorgeprogramm nicht von heute auf morgen umsetzbar. Damit die Bevölkerung auch zur Vorsorge geht, braucht es die nötige Aufklärung und das so früh als möglich. „Die Aufklärung rund um das Thema muss schon an den Schulen passieren. Im Unterricht braucht es auch Themen in Verbindung mit Gesundheitsvorsorge“, meinte Schaffenrath von der ÖGK. Eine Meinung, die auch Dermatologin Ernst teilt. „Wir haben eine gespaltene Gesellschaft, wenn man so will. Der eine Teil ist vernünftig und gut geschult. Und beim anderen Teil ist das Bewusstsein nach wie vor nicht vorhanden. Daher ist es auch essenziell, dass man dieses Informationspaket bereits in die Kindergärten und Schulen trägt, weil dort fängt es an“, erklärte sie.
Gefahr am Arbeitsplatz Spezielle Berufsgruppen sind der Hautkrebs-Gefahr auch am Arbeitsplatz ausgesetzt. Trotzdem wurde UV-bedingter Hautkrebs noch immer nicht als Berufskrankheit anerkannt. Um diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besser für das Thema zu sensibilisieren, fordert Mähr Aufklärung am Arbeitsplatz: „Vermehrt Schulungen in Branchen anzubieten, die sonnenexponiert arbeiten, ergibt einfach Sinn.“
Ein gelungenes Beispiel ist die Kampagne „Sonne ohne Reue“, die von der Österreichischen Krebshilfe mit initiiert wurde. „Der Fokus liegt auf der Information und Bewusstseinsbildung der Bevölkerung und wurde in den letzten Jahren zunehmend mit dem Schwerpunkt ,Sonnenschutz am Arbeitsplatz’ erweitert“, erklärt Vorstandsmitglied Erika Richtig.
Eine klare Kommunikation und ein zielgruppengerechtes Kampagnenmanagement forderte hingegen Rupp von der AK Niederösterreich: „Man möge sich bei den Verantwortlichen bewusst werden, dass man auch neue Zugänge nutzen sollte, um Menschen zu erreichen.“
Menschen mit Sonnenbränden in der Kindheit Menschen, die eher einen Sonnenbrand bekommen als braun zu werden Menschen mit hellerer Haut, hellem oder rotem Haar oder vielen Sonnenbrandflecken Menschen mit vielen (mehr als 50) oder auffälligen Muttermalen Menschen, die Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppression, z. B. nach Transplantation) Menschen mit Hautkrebs in der persönlichen oder familiären Vorgeschichte Menschen, die viel Zeit in der Sonne verbringen (z. B. Personen, die im Freien arbeiten oder Freizeitsportler)
Eigenverantwortung
Und dennoch muss man realisieren, dass es auch hier um Eigenverantwortung geht. Denn auch wenn Hautkrebs tückisch ist, hat er einen „Vorteil“: Er ist bereits in frühen Stadien mit freiem Auge sichtbar. Regelmäßige Selbstuntersuchungen und zu wissen, wann ich eine dermatologische Praxis aufsuchen sollte, kann viele Leben retten. Ebenso das Wissen darüber, wie ich mich am besten vor UV-Strahlung schütze. Die Sonne meiden muss man nicht, es braucht nur Maß und Ziel. „Was man seinem Frühstückstoast nicht antun will, soll man bitte auch nicht seiner Haut antun“, so Dermatologe Posch, denn: „Sonnenschutz beginnt im Kopf!“
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