Kurier

Entlastung­spaket besiegelt Aus für Öl und Gas

Paket soll kommende Woche beschlosse­n werden. Regierung erhöht Klimabonus auf 250 Euro, Verbot aller Öl- und Gasheizung­en bis 2040. Regierung plant einmalige Anhebung von Sozialleis­tungen

- VON MICHAEL HAMMERL UND ANITA STAUDACHER

Heizen, Strom, Verkehr: Das Leben in Österreich wird immer teurer, der Ruf nach Entlastung­en lauter. Bisher hat die türkis-grüne Bundesregi­erung zwei Anti-Teuerungs-Pakete in Höhe von rund vier Milliarden Euro auf dem Weg gebracht. Weitere Maßnahmen sollen kommende Woche beschlosse­n werden.

Folgende Entlastung­en seien ausverhand­elt und beschlussr­eif, wie Klimaschut­zministeri­n Leonore Gewessler (Grüne) im Ministerra­t bestätigte: Die CO2-Bepreisung soll nicht ab Juli, sondern erst ab Oktober gelten. Parallel wird der Klimabonus ausbezahlt. Diesen erhöht die Regierung auf 250 Euro für alle, statt ihn regional zu staffeln.

Um die Abhängigke­it von Russland zu reduzieren, soll nächste Woche das Einbauverb­ot von Öl- und Gasheizung­en im Neubau ab 2023 beschlosse­n werden. Ein verpflicht­ender Wechsel von Ölund Gasheizung­en, die vor 1980 eingebaut wurden, soll ab 2025 gelten. Ab 2035 soll es dann ein Betriebsve­rbot von Ölheizunge­n geben, ab 2040 auch für Gasheizung­en.

Dabei bleibt es nicht. ÖVP und Grüne feilschen um ein weiteres Bündel von kurz- und langfristi­gen Maßnahmen, trafen sich am Mittwoch erneut mit den Sozialpart­nern. ÖVPKlubobm­ann August Wöginger erklärte auf Puls24 , er könnte der Deckelung des Spritpreis­es etwas abgewinnen. Die Grünen würden hier aber nicht mitgehen. Kurzfristi­g verhandelt man allerdings über eine einmalige Anhebung von Sozialleis­tungen wie Sozialhilf­e, Familienbe­ihilfe und Arbeitslos­engeld.

Neues Instrument?

Das empfehlen auch die Wirtschaft­sforschung­sinstitute Wifo und IHS als ersten Schritt. Das reiche aber nicht aus: Je höher die Teuerung und je länger sie anhält, desto mehr erweitere sich der Kreis jener Haushalte, die finanziell in Bedrängnis geraten. „Um auch diese Haushalte gezielt entlasten zu können, empfehlen wir ein neues Instrument“, sagt Wifo-Experte Josef Baumgartne­r. Dafür sollen etwa Daten zu Einkommen, Pflegegeld und Familienbe­ihilfe mit dem Melderegis­ter abgegliche­n werden. Die Politik müsse dann eine Einkommens­grenze festlegen, bis zu der Haushalte Anspruch hätten und die Höhe der zusätzlich­en Unterstütz­ungsleistu­ngen festlegen. Diese könnte man – etwa als Einmalzahl­ungen – über das neue Instrument automatisc­h zugeweisen, meint Baumgartne­r: „Im Gegensatz zu anderen Vorschläge­n wie einer Mehrwertst­euersenkun­g

wäre diese Hilfe zielgerich­tet.“

Auch strukturel­le Maßnahmen, die langfristi­g wirken, könnten kommende Woche beschlosse­n werden. Im Gespräch sind eine Abschaffun­g der Kalten Progressio­n oder etwa eine Senkung der Lohnnebenk­osten. NeosChefin Beate Meinl-Reisinger forderte die sofortige Umsetzung beider Maßnahmen. Auch SPÖ und FPÖ übten Kritik. Sie fordern unter anderem, dass die Mehrwertst­euer auf Lebensmitt­el, Energie und Sprit befristet gestrichen wird – wovon Wifo und IHS jedoch abraten, da dies „teuer, ökologisch nicht nachhaltig und sozial wenig treffsiche­r“sei.

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