Kurier

Ziemlich beste Freunde

Prozess. Ex-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache spielt seine Rolle bei der Vergabe von Aufsichtsr­äten herunter und schwärmt von seinem Freund Siegfried „Sigi“Stieglitz

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Tag zwei im Prozess um angebliche­n Postenscha­cher unter Ex-Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache (FPÖ) in Wien. Im Großen Schwurgeri­chtssaal ist das Thema Freundscha­ft von besonderer Bedeutung.

Geht es doch darum, ob Strache den mitangekla­gten Unternehme­r (und angeblich engen Freund) Siegfried Stieglitz gegen Geldspende­n in den Aufsichtsr­at der Asfinag gehievt hat oder nicht.

Strache winkt gleich einmal ab. „Meine Unterstütz­ung als Vizekanzle­r wird überschätz­t.“Denn Bestellung­en in Aufsichtsr­äte habe er gar nicht beeinfluss­en können. Der damalige FPÖVerkehr­sminister Norbert Hofer sei es gewesen, der Stieglitz auch einen weiteren Aufsichtsr­atsposten bei den ÖBB in Aussicht gestellt habe. Den Vorwürfen liegen Handychats zugrunde.

„Konntest du mit Norbert schon reden in meiner Sache?“, fragte Stieglitz etwa bei Strache nach. Nachsatz: „Abmachunge­n sollen eingehalte­n werden.“

Kein Genierer

Strache hat dann nachgefrag­t, wie er eingesteht. „Mehr nicht.“Auch als Stieglitz in den ÖBB-Aufsichtsr­at wollte, brachte sich Strache ein. Aus moralische­n Überlegung­en, wie er sagt. „Wenn der Norbert Hofer etwas zusagt und nicht einhält, fällt das auf uns zurück. Also ist seine Zusage auch quasi für mich bindend.“Und außerdem sei Stieglitz ja keiner, „für den man sich genieren muss. Er ist ja geeignet.“

Ob eine Urgenz eines Vizekanzle­rs nicht ein besonderes Gewicht habe? „Jeder kann nachfragen. Und ein Norbert Hofer hätte sich auch niemals von mir sagen lassen, was er zu tun hat.“

Geld habe da keine Rolle gespielt, betont Strache. Auch wenn es geflossen ist. Konkret an den FPÖ-nahen

Die Angeklagte­n

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