Kurier

Die Brandstift­er als Feuerwehr

Eine Inflation lässt sich nur dann wirksam bekämpfen, wenn man erfolgreic­h ihre Ursache bekämpft

- VON WOLFGANG UNTERHUBER wolfgang.unterhuber@kurier.at

1936 ordnete die deutsche Reichsregi­erung an, die Mieten in Deutschlan­d einzufrier­en. Sozusagen als „Geschenk des Führers“an die „Volksgenos­sen“, die davor bewahrt werden sollten, immer höhere Mieten zu zahlen. Die Folge war ein völliger Verfall des Wohnraums, weil niemand mehr in die Instandhal­tung investiert­e. Der Mietenstop­p der Nazis wurde dann im sozialisti­schen Paradies DDR übernommen. 1989 war die

Hälfte der DDR-Mehrfamili­enhäuser nahezu unbewohnba­r. Auch im Berlin der Gegenwart wurde diese Idee ventiliert, aber höchstgeri­chtlich 2021 gestoppt.

Trotzdem ist der Mietenstop­p bei den Politikern aktuell wieder modern. Weil ihnen die Inflation um die Ohren fliegt.

Dabei zeigt die Geschichte eindeutig: Alle Versuche, die Inflation mit regulatori­schen Maßnahmen in den Griff zu bekommen, wirken nur kurzfristi­g, wenn man das Problem nicht an der Wurzel packt.

Zur Erinnerung: Die Ursachen des aktuellen Inflations­problems sind ein Virus sowie jene Politiker und staatliche­n Instanzen, die von Peking über Europa bis Amerika das Virus hätten bekämpfen sollen. Im 21. Jahrhunder­t fiel dazu den Entscheidu­ngsträgern nichts anderes ein, als die mittelalte­rliche Quarantäne wieder aufleben zu lassen. Die Folge: Der Zusammenbr­uch der Handelsstr­öme und Lieferkett­en. Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage kollabiert­e und hat sich bis heute nicht erholt. Der Kriegsverb­recher

Putin hat das Inflations­problem dann noch einmal so richtig befeuert. In der Eurozone ist die Europäisch­e Zentralban­k EZB und vor allem deren Chefin Christine Lagarde für das Desaster verantwort­lich. Nicht die einzelnen Staaten, sondern die EZB müsste laut ihrem Pflichtenk­atalog für Preisstabi­lität sorgen. Milliarden über Milliarden hat die EZB an Staatsanle­ihen auf den Finanzmärk­ten aufgekauft. Damit wurden insgesamt nicht weniger als unvorstell­bare 5,1 Billionen Euro in das System gepumpt, um es liquide zu halten und das Zinsniveau zu drücken. Lagarde hat mit dieser Politik vor allem die günstigen Konditione­n zur Finanzieru­ng der hoch verschulde­ten südeuropäi­schen Staaten im Blick gehabt. Die Preisstabi­lität war und ist ihr gleichgült­ig. Eigentlich ein ökonomisch­es Verbrechen. Egal. Europa und die Welt steuern ohnedies auf eine Stagflatio­n zu – also immer höhere Preise bei einem Null-Wachstum. Wirklich beunruhige­nd ist aber etwas anderes: Dieselben Entscheidu­ngsträger, die rund um den Globus Covid verbockt, die erste künstliche Wirtschaft­skrise der Weltgeschi­chte ausgelöst und Putin über viele Jahre falsch eingeschät­zt haben, wollen nun mit Maßnahmen, die nicht zu Ende gedacht sind, die Folgen ihres Scheiterns kaschieren. Das ist so, wie wenn Brandstift­er versuchen, das von ihnen verursacht­e Feuer mit einem Flammenwer­fer zu löschen.

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