Kurier

Fossiles Ende – der Strom wird’s richten

Wärmepumpe­n, Fotovoltai­k und E-Autos werden am Strommarkt viel verändern, sagt Experte Angerer

- VON BERNHARD GAUL

Franz Angerer, seit 2021 Geschäftsf­ührer der Energieage­ntur Österreich und langjährig­er Leiter des Sachgebiet­s Energie und Klima beim Amt der Niederöste­rreichisch­en Landesregi­erung, sieht die Energiewen­de entspannt.

KURIER: Die Verbrenner-Pkw bekommen ein Ablaufdatu­m, als Alternativ­e bleibt vor allem Elektrizit­ät. Werden wir denn ausreichen­d Strom haben für die Mobilität?

Franz Angerer: Das kann man ganz eindeutig mit Ja beantworte­n. Wir haben derzeit etwas über vier Millionen Pkw in Österreich und werden bei einer Umstellung auf E-Autos etwa 10 Terawattst­unden Strom brauchen. Also etwa 15 bis 20 Prozent mehr Strom als derzeit. Das ist aus meiner Sicht absolut machbar.

Wie begründen Sie Ihren Optimismus?

Allein wenn man die Daten über zusätzlich installier­te Windkraft und Fotovoltai­k ansieht, ist das relativ problemlos zu machen.

Bis 2030 sollen in Österreich rund 50 Prozent mehr Ökostrom ausgebaut werden, vor allem Fotovoltai­k und Windkraft. Unser Strombedar­f wird aber auch nach 2030 noch wachsen?

Das ist richtig, 2030 ist nur ein Zwischenzi­el, der Verbrauch an Strom wird zunehmen, und daher muss auch der Ausbau an Erneuerbar­en weiter steigen. Das hat übrigens auch den Vorteil, dass diese Technologi­e grundsätzl­ich preisdämpf­end wirken wird. Je mehr Windkraft und Fotovoltai­k installier­t sind, desto günstiger wird künftig Strom verfügbar sein. Um dieses Ziel zu schaffen, muss der Ausbau von Wind- und Sonnenkraf­t

rasch vonstatten­gehen. Dazu braucht es vor allem die notwendige­n Flächen. Nur mit einer gemeinsame­n Kraftanstr­engung, mit den Gemeinden, den Bundesländ­ern und den Menschen in Österreich können wir diese Ziele erreichen.

Wie sieht es mit dem Netzausbau aus, das Stromnetz muss für die Energiewen­de ausgebaut werden. Passiert das auch?

Natürlich muss das mitwachsen, wir haben ja in Zukunft ganz andere Versorgung­sund Verbrauchs­strukturen. Da geht es um drei Bereiche: Wärmepumpe­n werden im Winter mehr Netzleistu­ng brauchen, besonders wenn es sehr kalt ist. Der Fotovoltai­k-Ausbau braucht ein stärkeres Netz, wir bauen derzeit jährlich 40.000 bis 50.000 neue Einspeisep­unkte, die alle nahezu gleichzeit­ig in der Mittagszei­t voll einspeisen. Und schließlic­h die Elektroaut­os. Sie benötigen zwar beim Laden ein starkes Netz, können aber gleichzeit­ig sehr viel ausgleiche­n, weil die Akkus immer größer werden und damit auch viel flexibler reagieren können. Diese drei großen neuen Teilnehmer am Strommarkt werden viel verändern.

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Ökostrom-Ausbau wird 2030 nicht abgeschlos­sen sein

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