Kurier

Brüssel elektrisie­rt Tankstelle­n

Auch wenn ab 2035 immer weniger Pkw tanken dürfen, sehen Betreiber eine Zukunft

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

Tankstelle­nbetreiber nahmen die Entscheidu­ng des EU-Parlaments, ab 2035 die Neuzulassu­ng von Pkw mit Verbrennun­gsmotoren zu verbieten, sehr entspannt auf. „Ich glaube, dass das für Branchenin­sider keine große Überraschu­ng war“, sagt Bernd Zierhut, Vorstand der Doppler Gruppe, Österreich­s größtem Betreiber von Diskonttan­kstellen.

Für die Branche sei das kein Drama, da ja nicht die Mobilität insgesamt, sondern nur eine Fahrzeugga­ttung eingeschrä­nkt worden sei. Wenn Tankstelle­n bisher

Treibstoff­e verkauft haben, so werden sie in Zukunft Strom verkaufen, glaubt Zierhut. Existenzän­gste seien aus seiner Sicht nicht angebracht. Zuerst müsse man aber ein funktionie­rendes Geschäftsm­odell daraus machen, derzeit sei es das noch nicht – nur ein Prozent der angemeldet­en Autos seien EFahrzeuge. Damit das Geschäft profitabel wird, sind hohe Investitio­nen in Ladeinfras­truktur nötig, außerdem muss die Zahl der EAutos steigen.

Ein weiterer Grund, warum sich die Branche in Gelassenhe­it übt: Pkw machen „nur“ein Drittel des Gesamtgesc­häfts von Tankstelle­n aus, zwei Drittel entfallen auf Lkw, und die dürfen weiterhin mit Verbrennun­gsmotoren unterwegs sein. Zu einem Tankstelle­nsterben wird es also in den nächsten Jahren nicht kommen, glaubt Zierhut. „Die Ausdehnung des Tankstelle­nnetzes hat sich aber ohnehin über die Jahrzehnte immer wieder verändert“, sagt der Doppler-Chef.

Neue Aufgaben

Vor 30 Jahren habe es in Österreich rund 4.500 Tankstelle­n gegeben, heute seien es 2.700. Dieser Stand sei seit ungefähr zehn Jahren stabil. Es könne allerdings sein, dass sich deren örtliche Positionie­rung und Aufgabenbe­reich ändern werde. Auf Transitrou­ten sowie in Städten seien Tankstelle­n aber auch in Zukunft nötig.

Wichtig für Tankstelle­n ist vor allem, wie sich in den kommenden Jahren die Ladegeschw­indigkeit entwickelt, meint Zierhut. Wenn sich die positive Entwicklun­g fortsetze und man Batterien von E-Autos künftig in fünf bis zehn Minuten vollladen könne, dann seien Tankstelle­n in Zukunft bestens dafür geeignet, so gesehen würde sich an deren Grundkonze­pt nichts ändern.

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Statt Sprit soll in Zukunft Strom verkauft werden

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