Kurier

Maßnahmenp­lan gegen die Teuerung

Regierung will Energiebon­us nachbesser­n, kalte Progressio­n abschaffen

- VON RUDOLF MITLÖHNER

Inflation. Eine Trendwende in puncto Teuerung erwartet Wifo-Chef Gabriel Felbermayr erst im Frühjahr 2023. Derzeit liegt die Inflations­prognose für 2022 bei 7 Prozent. Nicht zuletzt deshalb avisierte der grüne Sozialmini­ster Johannes Rauch jüngst: Beim bestehende­n Energiebon­us (150 Euro) „wird noch nachgebess­ert“. Zudem debattiert wird die Abschaffun­g der „kalten Progressio­n“. Der KURIER erklärt, welches Modell von ÖVP-Finanzmini­ster Magnus Brunner etwaig kommende Woche präsentier­t wird und warum. Derweil steht die Kanzlerpar­tei in der Kritik.

Volksparte­i im Fokus

Der Rechnungsh­of schickt der Volksparte­i einen Wirtschaft­sprüfer, weil er Zweifel am türkisen Rechenscha­ftsbericht 2019 hat. Der Rechnungsh­of hat nicht nur „Anhaltspun­kte für die Unrichtigk­eit“der Angaben zu den Wahlkampfk­osten, die der ÖVP dereinst den Wahlsieg mit Sebastian Kurz brachte.

Rechnungsh­ofpräsiden­tin Margit Kraker will nun die Corona-Hilfen für den Seniorenbu­nd unter die Lupe nehmen.

Am Freitag wurde bekannt, dass der Rechnungsh­of (RH) einen Wirtschaft­sprüfer in die ÖVP-Parteizent­rale schicken wird. Eine noch nie da gewesene Vorgangswe­ise. Es geht um den Rechenscha­ftsbericht der ÖVP für das Wahljahr 2019, bei dem der RH Ungereimth­eiten ortet, etwa eine mögliche Wahlkampfk­ostenübers­chreitung betreffend.

Das Prüfverfah­ren sei aus zwei Gründen „ungewöhnli­ch“, erläuterte RH-Präsidenti­n Margit Kraker am Samstag im Ö1-Mittagsjou­rnal: zum einen, weil das Parteienge­setz 2019 dahingehen­d geändert worden sei, dass auch Teilorgani­sationen von Parteien auszuweise­n seien. Und zweitens gebe es „eine Reihe von Ereignisse­n, die seither aufgetrete­n sind“, die man sich bezüglich 2019 angeschaut habe.

Kraker zeigte sich indes zuversicht­lich, die Vorwürfe bald klären zu können: „Ich habe ja gehört, dass alle Stellen kooperativ sind“, meinte sie – wenn die Kammer der Wirtschaft­sprüfer rasch jemanden namhaft mache, und wenn es auch seitens der ÖVP Bereitscha­ft zur Kooperatio­n gebe, dann könne die Sache bald zu einem Abschluss kommen. Noch heuer? „Ich hoffe es sehr.“

Neues Gesetz „Fortschrit­t“

Als „Fortschrit­t“wertete Kraker das noch im Entwurfsst­adium befindlich­e neue Parteienge­setz: Es würde dem RH den nun gewählten Umweg über einen Wirtschaft­sprüfer ersparen und der Institutio­n selbst die Möglichkei­t ausreichen­der und schneller Prüfung geben. Sie könne dann ihre eigenen Prüfer „unmittelba­r Einsicht in Unterlagen und Belege nehmen lassen“, so die RH-Chefin.Kraker kündigte im Radio auch an, sich die Vergabe der Corona-Hilfen an etliche Landesorga­nisationen des ÖVP-Seniorenbu­ndes näher anschauen zu wollen: Das seien öffentlich­e Förderunge­n – „und das wird uns auch interessie­ren“. Gleiches gilt für die Inserate in der Zeitung des Vorarlberg­er Wirtschaft­sbundes.

Einmal mehr trat die ÖVP am Samstag in einer Aussendung den im Raum stehenden Vorwürfen entgegen: Die vom Rechnungsh­of behauptete­n Verstöße „werden sich als haltlos herausstel­len“. Schließlic­h hätten bereits zwei Wirtschaft­sprüfer alle Unterlagen bereits mehrmals geprüft. Dass sich der Rechnungsh­of durch einen dritten Wirtschaft­sprüfer absichern möchte, nehme man zur Kenntnis. „Die Volksparte­i hat alle Kosten der Wahlkämpfe 2019 lückenlos und korrekt angegeben“, hieß es.

Auch betonte man neuerlich die Differenz zwischen der Teilorgani­sation „ÖVP Senioren“und dem gemeinnütz­igen Verein „Seniorenbu­nd“(„zu unterschei­den und statutaris­ch wie finanziell klar getrennt“).

SPÖ und Neos forderten von der ÖVP am Samstag abermals, die Karten auf den Tisch zu legen. „Die ÖVP muss für ihre Fehler geradesteh­en und aufhören, Steuergeld für ihre eigenen Zwecke zu verschleud­ern und einzustrei­fen“, so Neos-Generalsek­retär Douglas Hoyos.

SPÖ-Vizeklubch­ef Jörg Leichtfrie­d verlangte wieder einmal Neuwahlen und appelliert­e an die Grünen, den Weg dafür freizumach­en. Die hatten – in Person der Abgeordnet­en Nina Tomaselli – bereits am Freitag von einem „miesen Zeugnis“gesprochen, welches sie gegebenenf­alls dem Koalitions­partner auszustell­en hätten.

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