„Mutig auftreten und genießen“
Nicole Billa. Österreichs beste Torschützin wird beim EM-Test gegen Dänemark noch geschont. Vor dem Turnier in England spricht sie über den neuen Stil des Frauen-Teams
Österreichs Frauen-Nationalteam startet heute mit dem Testspiel gegen Dänemark in Wiener Neustadt in die finale Vorbereitung auf die Europameisterschaft. Vor Anpfiff wird es eine besondere Ehrung geben: Nicole Billa wurde zum zweiten Mal zu Österreichs Spielerin des Jahres gewählt. Damit ist die 26jährige Tirolerin die einzige Spielerin, der dieser Doppelpack bisher gelungen ist.
In Hinblick auf die bevorstehende EM vertraut Teamchefin Irene Fuhrmann auf die Treffsicherheit der Hoffenheim-Stürmerin. In 73 Länderspielen gelangen ihr 42 Tore, elf fehlen noch auf Rekordhalterin Nina Burger. Gegen Dänemark wird sie nach einer Erkrankung noch geschont.
KURIER: Inwieweit macht Sie diese Auszeichnung stolz? Nicole Billa: Es ist eine große Ehre für mich. Das zeigt mir noch einmal, wie erfolgreich meine Saison bei Hoffenheim und im Team war. Das macht mich stolz. Aber ohne meine Kolleginnen wäre das alles nicht möglich gewesen.
Die Vorbereitung Richtung EM läuft. Wie ist Ihr Eindruck vom Team?
Der ist gut. Wir sind ohnehin ein Team, das sich immer entwickeln will.
2017 gab es das Sommermärchen bei der EM in den Niederlanden. Diesmal ist die Voraussetzung eine andere, Österreich ist kein Außenseiter mehr. Wird es dadurch schwieriger?
2017 war ein einmaliges Erlebnis, das mittlerweile auch schon wieder fünf Jahre her ist. Die Zeit vergeht. Wir sind gereift und haben uns als Team weiterentwickelt, daher ist es eine eigene Situation. Ich bin aber sicher, dass die EM als cooles Event in Erinnerung bleiben wird.
Der Stil des Teams hat sich geändert, hin zu mehr Ballbesitz. Ist das der schwierigere Schritt?
Ich würde nicht sagen, dass dies der schwierigere Fußball ist, da der Fußball generell sehr komplex ist, wenn man die einzelnen Spielphasen betrachtet. Wir haben uns so entwickelt, dass wir uns in allen Spielphasen verbessert haben.
Ist es für Sie als Stürmerin von Vorteil, wenn die Mannschaft dominanter auftritt?
Auf jeden Fall ist es schön, wenn man als Team mehr Ballbesitz hat und sich mehr Chancen kontinuierlich herausspielen kann. Jeder, der Fußball spielt, weiß, dass man lieber den Ball am Fuß hat, als ihm hinterherzulaufen. Und für mich als Stürmerin ist es natürlich gut, wenn mehr Bälle gezielt in die Box gespielt werden.
Was muss bei der EM geschehen, damit man wieder von einem Sommermärchen spricht?
Man darf es nicht mit 2017 vergleichen. Das war damals unsere erste EM-Teilnahme. Wir wollen mit sehr viel Mut auftreten und auch die EM genießen und nicht verkrampfen. Alles andere sollte von allein kommen.
Ab wann würden Sie von einer erfolgreichen EM sprechen?
Man kann nicht vorher sagen, womit man dann zufrieden ist. Das geht erst, wenn man sieht, wie das Turnier verläuft.
Ist Ihnen das Erreichen des Torrekordes von Nina Burger (53 Tore) wichtig? Nein, nicht wirklich. Mir ist es wichtiger, Spaß zu haben am Spiel. Der Rest ergibt sich dann ohnehin.
Aber stolz wären Sie schon auf einen Torrekord? Natürlich, aber es ist jetzt nicht ein Ziel, das ich erreichen muss.