Der ewige Kampf der Generationen
Jung gegen Alt. Kritik an der Jugend gibt es seit jeher. Doch auch immer mehr junge Menschen äußern seit der Klimakrise offen ihren Unmut über ältere Generationen. Es geht um die Frage der Schuld. Spitzt sich der Konflikt zu?
Generation Greta. So werden diejenigen bezeichnet, die zwischen 1995 und 2010 auf die Welt gekommen sind. Offizieller Name: Generation Z. Das „Greta“soll zeigen, dass man die Jungen mit grüner Politik assoziiert. Und dass sie, wie Namensgeberin Greta Thunberg, für den Klimaschutz kämpfen. Das zeigt auch eine aktuelle Studie des Instituts für Jugendkulturforschung. Diese Generation sei mehr auf Grünkurs aus als die Wahlbevölkerung insgesamt, sagt Studienautor Bernhard Heinzlmaier. Insbesondere in Wien.
Streitpunkt Auto
Ein Meinungsvergleich beim Thema Stadtstraße, die in Wien realisiert werden soll, zeichnet ein ähnliches Bild. Bei einer OGM-Umfrage für den KURIER im Frühjahr 2022 gaben 61 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung an, für den Bau der Straße zu sein, 24 Prozent waren dagegen, 16 Prozent haben keine Angabe gemacht. Bei der Generation Z, die bei der Jugendkultur-Studie befragt wurde, sind hingegen nur 41 Prozent für den Bau, fast ebenso viele, nämlich 38 Prozent, sind dagegen. „In spätestens zehn Jahren, wenn der demografische Generationswechsel weiter fortgeschritten ist, wird eine autofreundliche Stadtpolitik bei Wahlen in urbanen Gebieten chancenlos sein“, schließt Heinzlmaier daraus.
Mit dem Wunsch nach klimafreundlicher Politik geht allerdings die Frage der Schuld an der Klimakrise einher. Und so manch einer der Generation Z scheint die Verantwortlichen gefunden zu haben: die Babyboomer, also Vertreter der geburtenstarken Jahrgänge nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie haben die Zeit des Wirtschaftswunders erlebt, sind zahlenmäßig die größte Gruppe des Landes und seit Jahrzehnten in entscheidenden Führungspositionen. Somit seien sie für die des Planeten verantwortlich, meinen manche.
Doch bei den Schuldzuweisungen geht es nicht nur um das Klima. Die Jungen hätten sich in der CoronaPandemie eingeschränkt, um die Alten zu schützen. Die hohen Schulden, die die Alten aufgebaut hätten, könnten die Jungen niemals abbezahlen. Und von finanzieller Absicherung sowie einer Pension könnten sie sowieso nur träumen.
Umgekehrt heißt es vonseiten mancher Boomer, die Gen Z sei belehrend. Sie sei mit unendlichen Möglichkeiten aufgewachsen. Ihnen gehe es in erster Linie um Selbstverwirklichung. Und die Freizeit sei ihnen wichtiger als beruflicher Erfolg.
Auch wenn die Zuschreibungen in vielen Fällen zutreffen mögen, handelt es sich dabei um Pauschalisierungen. „Generationen sind nicht strikt in GeburtenjahrZerstörung gänge einzuordnen. Es gibt eine beachtliche Streuung innerhalb einer Generation“, meint Antje-Britta Mörstedt von der Privaten Hochschule Göttingen, die zum Thema forscht. So belegen zahlreiche Studien, dass sich auch Ältere um das Klima sorgen. Und es ist ihre Generation, aus der politisch grüne Bewegungen hervorgegangen sind.
Klischee und Wahrheit
Auf der anderen Seite kämpft auch die Generation Z mit Klischees. Bei einer Studie aus dem Jahr 2021 gab nur rund die Hälfte aller Befragten an, dass sie sich Flexibilität im Arbeitsalltag wünscht. Die andere sehnt sich nach festen Arbeitszeiten. Und für 70 Prozent ist es kein Problem, auch im Urlaub erreichbar zu sein.
Dass die Schubladisierungen nicht ganz zutreffend sind, zeigt auch die Studie des Instituts für Jugendkulturforschung. Demnach ist die Gen Z dreigeteilt, wenn es um heißdiskutierte Themen wie den Lobautunnel geht. So ist jeweils ein Drittel für den Bau, gegen den Bau oder hat keine Meinung dazu.