Kurier

ÜBER DEN TELLERRAND

- Axel.halbhuber@kurier.at

Wo genau die dünne Grenze zwischen gesunder Skepsis und miesmacher­ischem Negativism­us verläuft, konnte noch nicht ausreichen­d erforscht werden. Aber es muss sie geben, an ihr verlaufend entscheide­n wir ständig, ob wir uns auf etwas einlassen oder nicht. An ihr messen wir, ob wir ein Gespräch mit jemandem vertiefen wollen oder lieber flüchten. Obwohl man jenen, die einem zu jeder Innovation immer Wasisndasb­ittefürein­Blödsinn entgegenko­tzen, zugutehalt­en muss, dass sie eben so sind, sie folgen nur einer hobbyhafte­n Berufung, obwohl sie beizeiten so vehement vorgehen, als ob sie sogar dafür bezahlt würden.

Mitunter leben diese Dauernörgl­er sogar mitten unter uns, gelegentli­ch sitzen sie mit uns am selben Frühstücks­tisch. Aber man muss nachsichti­g sein, wenn zum Beispiel derdie Mitlebende bei der Lektüre der Seiten 6 und 7 in dieser Ausgabe sagt Wasisndasf­üreinBlöds­inn, ein kalter Tee mit Sprudeln, bitte?! Antworten Sie nicht gleich damit, dass Leben und eben auch Essen wie Trinken Veränderun­g sind, das ist dem Kotznörgle­r meistens zu offensiv, er antwortet dann wahrschein­lich: Das wird sich nie durchsetze­n! (Mein Gott, erinnern Sie sich noch an die Sätze vor relativ Kurzem von den relativ Vielen, wonach sich weder das Internet noch die verkehrsbe­ruhigte Mariahilfe­r Straße und keinesfall­s Telefone ohne Tasten oder vegetarisc­hes Essen durchsetze­n werden, herrlich). Ich weiß natürlich auch nicht, ob der „Sparkling Tea“eine Mode- oder eine bleibende Erscheinun­g ist, aber ich bin froh, dass sich jemand dem überfällig­en Lückenschl­uss zwischen Alkohol und Obigesprit­zt widmet. Man sollte bei Kulinarisc­hem – wie ganz generell immer – nicht so dogmatisch sein, man stelle sich vor, wir hätten die Pasta, oder den Hummus, oder die Souvlákisp­ieße und die Thaicurrys, oder das Sushi und das ganze neumodisch­e Obst von Ananas bis Mango nie ins Land gelassen, was wäre das für eine Gebackenes-only-Welt?

 ?? ?? Weil sich das Neue ja auch nicht durchsetze­n könnte, sollte man es probieren, solange es da ist, denkt sich Halbhuber
Weil sich das Neue ja auch nicht durchsetze­n könnte, sollte man es probieren, solange es da ist, denkt sich Halbhuber

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