ÜBER DEN TELLERRAND
Wo genau die dünne Grenze zwischen gesunder Skepsis und miesmacherischem Negativismus verläuft, konnte noch nicht ausreichend erforscht werden. Aber es muss sie geben, an ihr verlaufend entscheiden wir ständig, ob wir uns auf etwas einlassen oder nicht. An ihr messen wir, ob wir ein Gespräch mit jemandem vertiefen wollen oder lieber flüchten. Obwohl man jenen, die einem zu jeder Innovation immer WasisndasbittefüreinBlödsinn entgegenkotzen, zugutehalten muss, dass sie eben so sind, sie folgen nur einer hobbyhaften Berufung, obwohl sie beizeiten so vehement vorgehen, als ob sie sogar dafür bezahlt würden.
Mitunter leben diese Dauernörgler sogar mitten unter uns, gelegentlich sitzen sie mit uns am selben Frühstückstisch. Aber man muss nachsichtig sein, wenn zum Beispiel derdie Mitlebende bei der Lektüre der Seiten 6 und 7 in dieser Ausgabe sagt WasisndasfüreinBlödsinn, ein kalter Tee mit Sprudeln, bitte?! Antworten Sie nicht gleich damit, dass Leben und eben auch Essen wie Trinken Veränderung sind, das ist dem Kotznörgler meistens zu offensiv, er antwortet dann wahrscheinlich: Das wird sich nie durchsetzen! (Mein Gott, erinnern Sie sich noch an die Sätze vor relativ Kurzem von den relativ Vielen, wonach sich weder das Internet noch die verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße und keinesfalls Telefone ohne Tasten oder vegetarisches Essen durchsetzen werden, herrlich). Ich weiß natürlich auch nicht, ob der „Sparkling Tea“eine Mode- oder eine bleibende Erscheinung ist, aber ich bin froh, dass sich jemand dem überfälligen Lückenschluss zwischen Alkohol und Obigespritzt widmet. Man sollte bei Kulinarischem – wie ganz generell immer – nicht so dogmatisch sein, man stelle sich vor, wir hätten die Pasta, oder den Hummus, oder die Souvlákispieße und die Thaicurrys, oder das Sushi und das ganze neumodische Obst von Ananas bis Mango nie ins Land gelassen, was wäre das für eine Gebackenes-only-Welt?