OMV-Aufsichtsrat soll Regierung beraten
Mögliche Unvereinbarkeit steht im Raum
Die teilstaatliche OMV kommt nicht zur Ruhe. Jetzt soll ein Aufsichtsrat des Energiekonzerns, der Steirer Karl Rose, als Berater für die Regierung fungieren – was Fragen über mögliche Unvereinbarkeiten aufwirft. Rose hat ja die Interessen der OMV zu vertreten, die sich durchaus von jenen der Politik unterscheiden können. Jedenfalls liegt ein unterschriftsreifer Beratervertrag im zuständigen Klimaministerium von Leonore Gewessler, wo man sich zu dieser Causa bedeckt hält. Insider erinnern daran, dass es auch Rose gewesen sein soll, der in der Vergangenheit RusslandGeschäfte der OMV gepusht hätte. Aus der Abhängigkeit von russischem Gas will sich die Regierung jetzt freilich lösen.
Referenzliste ist respektabel. Nach dem Studium der Erdölwissenschaften an der Montan-Uni in Leoben diverse Stationen bei Royal Dutch Shell, zuletzt als Chefstratege. Dann bis 2017 Abteilungsleiter „Politik und Szenarien“im World Energy Council, dem Forum der international größten Energieproduzenten.
Ab 2017 hatte Rose einen lukrativen Beratervertrag mit Adnoc, der Abu Dhabi National Oil Company – mit einem Millionen-Honorar, schätzt man in der Branche. Der Vertrag lief vor Kurzem aus, wurde aber nicht verlängert. Adnoc gehört ebenso dem Emirat wie die Mubadala Holding, die 24,9 Prozent an der teilstaatlichen OMV hält. Doch es stellt sich die Frage, ob die Regierung mit Rose tatsächlich gut beraten ist. Insider warnen vor Unvereinbarkeiten, der Professor könnte veritable ComplianceProbleme bekommen.
3,7 Milliarden Euro
Denn Rose ist seit 2016 Aufsichtsrat der teilstaatlichen OMV, was mit einem Beratungsmandat für die Regierung eigentlich unvereinbar ist. Rose hat ausschließlich die Interessen der OMV zu vertreten, die sich durchaus von jenen der Politik unterscheiden können. Siehe die jüngsten Äußerungen des Bundeskanzlers, mit denen er auch den OMV-Kurs auf Talfahrt schickte.
Aus informierten Kreisen ist zu hören, dass Rose OMVEx-Chef Rainer Seele und den ehemaligen Aufsichtratschef Wolfgang Berndt sehr unterstützte und die Deals mit Russland pushte. In seiner Funktion als Vorsitzender des Portfolio- und Projektausschusses im Aufsichtsrat. Dessen Aufgabe ist es, den Vorstand bei Großprojekten und komplexen Entscheidungen zu unterstützen samt Bericht und allfälliger Empfehlung an den Gesamt-Aufsichtsrat.
Bei der Aufsichtsratssitzung am 3. Juni wurde Rose allerdings als Vorsitzender durch den ehemaligen BPManager Jean-Baptiste Renard ersetzt, der als unabhängiger Experte in das Gremium bestellt wurde. An diesem Tag verweigerten die Aktionäre Seele die Entlastung.
Die Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit kostete die OMV bisher 3,7 Milliarden Euro an Wertberichtigungen. Heuer wurden zwei Milliarden für die Finanzierung der Pipeline Nord Stream 2 und das westsibirische Gasfeld Juschno Russkoje abgeschrieben. Im Vorjahr wurde bereits eine Forderung über eine Milliarde Euro in Zusammenhang mit dem Gasfeld wertberichtigt. Sowie knapp 700 Millionen Euro für die Beteiligung bei Adnoc Refining, einer Raffinerie der OMV-Miteigentümer in Abu Dhabi. Alle Russland-Projekte hatte Rose empfohlen, beim Adnoc-Projekt klinkte er sich aus. Er stand zu diesem Zeitpunkt noch auf der Payroll der Adnoc. Im OMVAufsichtsrat jedoch sitzt er auf einem Ticket der ÖBAG.
Schützenhöfer-Freund
Dorthin kam er vermutlich über den abgehenden steirischen ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer .In Parteikreisen ist es ein offenes Geheimnis, dass Rose zum engsten Kreis um Schützenhöfer gehört. Dieser brachte ihn immer wieder für wichtige Funktionen in Stellung. Angeblich auch für den CEO der ÖBAG oder ein Mandat bei deren Unternehmen. Der bestens vernetzte Professor ist VizeAufsichtsratschef der landeseigenen Energie Steiermark und war auch als Wirtschaftslandesrat im Gespräch. Über die Details des Beratungsvertrages schweigt man sich im Klimaministerium aus. Und erklärt nur: Man greife in unterschiedlichen Fällen auf externe Expertise zurück, das betreffe „auch die Sicherung der Gasversorgung und die Umsetzung der notwendigen Schritte zum Ausstieg aus russischem Erdgas“. Mit Rose gebe es aktuell keinen aufrechten Vertrag, Betonung auf aktuell.