Milliardärin und Kunstsammlerin Heidi Goëss-Horten gestorben
Die reichste Frau Österreichs wurde 81 Jahre alt
Sie war Mäzenin, Kunstsammlerin, Museumsgründerin, KAC-Präsidentin, ÖVP-Großspenderin – und die reichste Frau Österreichs: Am Sonntag, nur wenige Tage nach der Eröffnung ihres eigenen Museums in Wien, ist Heidi Goëss-Horten 81-jährig gestorben. Goëss-Horten war unter den reichsten Tausend weltweit – und auch im „Ibiza-Video“und im Untersuchungsausschuss Thema. Mehr als 2,7 Milliarden Euro soll ihr Vermögen laut Forbes-Schätzung zuletzt betragen haben.
Über die lukrativen Geschäfte ihres ersten Mannes, Helmut Horten, in der NS-Zeit gab es zuletzt ein von der Horten-Stiftung beauftragtes entlastendes Gutachten.
Als Milliardenerbin und geschickte Geschäftsfrau wurde sie die reichste Frau Österreichs; sie war auf Tuchfühlung mit dem Adel, der Society und der Geschichte Österreichs; sie förderte einen Eishockeyverein und die ÖVP; und sie war Kunstsammlerin, deren Ankäufe ein eigenes Museum bekommen haben, das erst vor eineinhalb Wochen eröffnet wurde: Heidi Goëss-Horten starb am Sonntag 81-jährig in ihrem Haus am Wörthersee.
Mehr als 2,7 Milliarden Euro soll ihr Vermögen laut Forbes-Schätzung zuletzt betragen haben. Dessen Herkunft erlangte anlässlich der Eröffnung ihres Museums in Wien wieder Aufmerksamkeit. Mit 19 Jahren hatte die damalige Sekretärin einer Registrierkassen-Firma – am 13. Februar 1941 in Wien als Heidi Jelinek geboren – an einer Hotelbar in Velden ihren künftigen Mann kennengelernt, den deutschen Unternehmer und „Kaufhaus-König“Helmut Horten (1909 – 1987).
Quasi ein Freispruch
Dieser hatte den Grundstein für sein Imperium unter den Nazis als „Reichsverteiler für Textilien“im Jahr 1936 sowie mit der Arisierung u. a. des Warenhauses Gebrüder Alsberg aus Köln gelegt. Vor der Museumseröffnung nun hatte die Helmut Horten Stiftung ein Gutachten über den Geschäftsaufbau Hortens in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Quasi ein Freispruch. Horten habe keine Notsituation für jüdische Geschäftsleute herbeigeführt oder diese verschärft. Er hätte Juden weiterbeschäftigt oder unterstützt – und die Machthaber sogar offen kritisiert.
Als Helmut Horten 1987 starb, erbte Heidi Horten das gesamte Vermögen des Milliardärs – das sie seither vermehrte. 1994 heiratete sie erneut, und zwar einen französischen Blumengroßhändler. Mit der Scheidung 1998 wuchs ihr Vermögen.
2015 heiratete sie in dritter Ehe Karl „Kari“Anton Goëss. Eine hochkarätige Verbindung zwischen Adel und Geldadel: sie die kinderlose Milliardärin, er der Lebemann, enger Freund von Udo Jürgens (1934 – 2014) und Sprössling einer 900 Jahre alten Adelsfamilie mit Wurzeln in Portugal.
Die Kunst jedenfalls war, das sagte Heidi Horten selbst, seit ihrer Kindheit Teil ihres Lebens. Sie selbst hat auch gemalt: Blumenstillleben,
Kompositionen mit Papageien oder ein Porträt von ihrem Mops. Ihr Mann hatte in erster Linie „Ausstattungsbilder“gekauft; nach dessen Tod begann sie mit dem Aufbau ihrer eigenen Kunstsammlung (mit Werken der Moderne) und erweiterte diese mit Ex-Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco als Beraterin bis zur zeitgenössischen Kunst: Mit ihren Ankäufen – Klimt, Schiele, Picasso, Warhol, Fontana, Bacon, Hirst – erregte sie immer wieder mediale Aufmerksamkeit.
Zeichen des Reichtums
Ebenso mit den Insignien ihres Reichtums: Heidi Horten besaß u. a. eine 100-Millionen-Euro-Jacht, einen Privatjet, zahlreiche Immobilien und Berge an Wertpapieren.
Zuletzt lebte sie zurückgezogen, verweigerte eine Teilnahme am Untersuchungsausschuss wegen ihrer ÖVPSpenden, gab Geld für den Tierschutz und trieb die Errichtung ihres Museums voran. Dessen Eröffnung überlebte sie nur um wenige Tage.