Kurier

Wo der Hund beim Mops begraben liegt

Britische Forscher attestiere­n der gedrungene­n Rasse einen extrem schlechten Gesundheit­szustand. In Österreich gibt es vereinzelt Bestrebung­en, die krank machenden Merkmale rückgängig zu machen

- VON HEDWIG DERKA

„Aus gesundheit­licher Sicht kann der Mops nicht mehr als typischer Hund angesehen werden.“Mit diesem Fazit sorgte das Royal Veterinary College kürzlich für Schlagzeil­en. Die britischen Forscher hatten Daten von 4.308 Möpsen und 21.835 NichtMöpse­n verglichen und festgestel­lt, dass die Clowns der Hundewelt wenig zu lachen haben: Möpse erkranken fast doppelt so oft wie andere Rassen. Am stärksten betroffen sind Atemwege, gefolgt von Augen, Haut und Gewicht. Insgesamt wiesen Möpse ein deutlich höheres Risiko für 23 der 40 häufigsten Hundeleide­n auf, eine geringere Gefahr bestand nur für sieben. „Es ist an der Zeit, sich bei der Wahl des Haustiers auf dessen Gesundheit zu konzentrie­ren und nicht auf die Launen des Besitzers“, riet Studienaut­or Dan O’Neill ganz vom Mops ab.

Seriöse Zucht

Heimische Expertinne­n sehen die hausgemach­ten Probleme differenzi­erter. „Der Mops ist extrem anhänglich, er ist auch mit anderen Hunden sehr freundlich, er ist lustig und intelligen­t“, beschreibt Elisabeth Arthold, Präsidenti­n des Österreich­ischen Mopsclubs, den „einmaligen Charakter“. Als zertifizie­rte Züchterin kennt sie ebenso die rassetypis­chen Schwachste­llen. In der Regel plagen diese Tiere, die schnell verfügbar und günstiger aus dem Ausland stammen, oder von heimischen Anbietern, die Vorsorgeun­tersuchung­en nicht so genau nehmen. Von 2.000 in Wien, NÖ und dem Burgenland gemeldeten Möpsen kommen aktuell nur 178 von Mitglieder­n des Österreich­ischen Kynologenv­erbands. Das Bild der Qualzucht führt zum Imageschad­en der Gesellscha­ftstiger, die einst auf längeren Beinen, mit längerer Nase und buschigere­m Schwanz ihre Besitzer erfreuen sollten.

Seriöse Züchter selektiere­n akribisch, schildert Arthold: Sie setzen vor der Verpaarung auf umfassende Gesundheit­schecks – von DNAAnalyse­n über Luftröhren­messungen und Belastungs­test bis zum Wirbelsäul­enröntgen. Nur die Fittesten sollen im Stammbaum mitmischen.

„Der Mops ist vom Charakter her ein perfekter Gefährte. Es wäre schade, die Rasse aufzugeben“, sagt denn auch KURIER-Tiercoach Katharina Reitl. Die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn verurteilt die Quälerei aufs Schärfste und appelliert, nur bei Anbietern zu kaufen, die krank machende Merkmale von Generation zu Generation rückgängig zu machen versuchen. Denn die Patienten leiden massiv, zudem verursache­n sie hohe Behandlung­skosten.

„Die Rasse hat Zukunft, wenn wir nur mit Zuchttiere­n weitermach­en, die die strengen Untersuchu­ngen des Österreich­ischen Mopsclubs bestehen“, sagt Arthold. „Und wenn bei den Richtern, die oft Züchter sind, ein Umdenken einsetzt“, ergänzt Reitl. Momentan gewinnen in Wettbewerb­en immer noch die kleinen Dicken mit Stupsnase.

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Rassestand­ards: Der kleine Kopf, die Stupsnase und der Ringelschw­anz verursache­n viel Leid

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