Bundesländer mit großen Unterschieden beim Wachstum
Konjunktur. Oberösterreich im Vorjahr voran, Tirol trotz Aufholjagd Nachzügler
Auch wenn Österreich ein vergleichsweise kleines Land ist, gibt es zwischen Bodenund Neusiedler See große wirtschaftliche Unterschiede. Das zeigt die jährliche Bundesländeranalyse der Bank Austria (BA). „Alle Regionen erzielten im Gesamtjahr 2021 ein positives Wirtschaftswachstum, wobei die Spannweite zwischen dem stärksten und schwächsten Bundesland beträchtlich war“, sagt BA-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die Dynamik in den einzelnen Ländern sei in erster Linie von deren Stärkefeldern abhängig gewesen. „Die Industriehochburgen waren im Vorjahr aufgrund der guten Konjunktur im Produktionssektor gegenüber den tourismusorientierten Bundesländern im Westen im Vorteil“, sagt der Experte.
Nach dem Corona-Jahr 2020 konnte sich die Industriehochburg Oberösterreich im Vorjahr mit einem Wachstum von 6,3 Prozent an die Spitze setzen, Tirol blieb mit einem Plus von nur 1,9 Prozent klares Schlusslicht (siehe Grafik). „Die anhaltende Pandemie hat im Tourismus positive Einflüsse anderer Bereiche zunichtegemacht“, sagt BA-Ökonom Robert Schwarz.
Ausblick
Heuer dürfte sich das Bild drehen. Laut Bruckbauer werden die industrieorientierten Bundesländer wie Oberösterreich und die Steiermark die Belastungen durch die weiterhin gestörten Lieferketten und die steigenden Energie- und Rohstoffpreise besonders stark spüren. Hingegen werde es nach einer zufriedenstellenden Wintersaison 2021/22 im Gesamtjahr im Tourismus bei der Wertschöpfung ein starkes Plus geben. „Davon werden vor allem die westlichen Bundesländer und aufgrund einer guten Buchungslage für den Sommer auch Wien profitieren“, so Bruckbauer.
Den Titel „Wachstumskaiser“wird heuer wohl Oberösterreich (plus 3,3 Prozent Wachstum) an Tirol (7,4 Prozent) abgeben müssen. Im Durchschnitt soll Österreichs Wirtschaft 4,4 Prozent (nach 4,8 Prozent) wachsen.
Insgesamt werde Österreichs Wirtschaftsleistung das Vorkrisenniveau aus 2019 um rund 2 Prozentpunkte übertreffen. Kärnten wird demnach dank der krisenresistenten Industrie und relativ guter Tourismusentwicklung dabei voran liegen (siehe Grafik). Tirol hingegen startete aufgrund der starken Tourismusorientierung spät mit dem Aufholprozess und wird laut Bruckbauer als einziges Bundesland noch eine Lücke zum Vorkrisenjahr aufweisen.
Ukraine
Unterschiedlich stark betroffen seien die Bundesländer auch durch den Krieg in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland. Generell seien die Auswirkungen auf die einzelnen Bundesländer gering, so Bruckbauer. „Kein Bundesland ist extrem auf die Wirtschaft Russlands angewiesen.“Wien importiert mit Abstand am meisten aus Russland. Das liege an den Gasimporten, die Wien zugerechnet werden. Der relativ hohe Wert an Exporten liege an der Pharmaindustrie. Das Burgenland wiederum habe den größten Anteil an Russland-Exporten, was an Saatgut-Lieferungen liege.