Mit „Wechselprämien wie im Fußball“gegen Personalnot
WB-Generalsekretär über fehlende Saisoniers
KURIER: Der Rechnungshof ortet weitere Zahlungen des Vorarlberger Wirtschaftsbundes im Jahr 2019 an die Vorarlberger Volkspartei und hat „Anhaltspunkte für die Unrichtigkeit der Angaben“.
Kurt Egger: Wie es Wirtschaftsbund-Obmann Karlheinz Rüdisser bereits gesagt hat: Wenn sich die zwei angesehenen Institutionen – Finanzamt und Rechnungshof – darauf einigen können, ob der Wirtschaftsbund Partei oder Verein ist mit allen dazu gehörenden Konsequenzen, dann ist allen geholfen. Ist der Wirtschaftsbund eine Teilorganisation der ÖVP? Der Wirtschaftsbund ist eine Teilorganisation und damit Teil der ÖVP. Seit 2019 legen wir inklusive aller Landesgliederungen deshalb auch Rechenschaftsberichte ab. Da sind wir die einzige Wählergruppe in der Wirtschaftskammer, die so transparent verfährt.
Themenwechsel. Die SPÖ fordert die geförderte VierTage-Woche mit 95 Prozent des Nettogehalts bei 20 Prozent weniger Arbeitszeit …
Ich kann dem Vorschlag wenig abgewinnen. Wir haben einen Höchststand an offenen Stellen, einen Tiefststand an zur Verfügung stehenden Arbeitskräften. Ich kann nicht hergehen und mehr Arbeit auf weniger Menschen mit weniger Stunden verteilen. Das wird sich nicht ausgehen.
Branchen wie Gastronomie und Hotellerie suchen händeringend nach Personal: weil die Arbeitsbedingungen schlecht sind, zu gering entlohnt wird? Woran liegt es?
Wir gehen davon aus, dass sich viele in der Branche während der Pandemie beruflich umorientiert haben. Sehr viele aus EU-Mitgliedsstaaten haben den Weg nicht mehr nach Österreich gefunden, sondern sind in ihren Heimatländern geblieben, weil sie dort andere Jobs gefunden haben.
Sind höhere Löhne die Lösung?
Mittlerweile werden anständige Löhne bezahlt, weil man sonst keine Mitarbeiter mehr finden und halten wird können. Das geht mittlerweile so weit, dass es in der Branche zu Wechselprämien kommt, die man bisher nur aus dem Fußball kannte. Es gibt Unternehmer, die bieten als Startbonus 10.000 Euro, um eine Fachkraft an sich zu binden. Es ist ein Wettbewerb entstanden, der gar nichts anderes mehr zulässt, als dass gutes Personal gut bezahlt wird.
Und trotzdem fehlt allerorts das Personal.
Als schnellste Maßnahme wirkt die Aufstockung der Saisonkontingente, die wir fordern. Das betrifft auch die Drittstaatskontingente, die dringend erhöht werden müssen. Allein im Tourismus fehlen 40.000 Fachkräfte. Unser WB-Stellenmonitor hat im Mai 280.000 offene Stellen ausgewiesen. Die Zahl der verfügbaren Arbeitslosen lag im Vergleich dazu bei 237.000. Der Überhang von 50.000 zeigt die dramatische Situation.