Kurier

Weltmusik und Russisches im Wiener Konzerthau­s

Die Symphonike­r, Viotti und Grubinger

- SUSANNE ZOBL

Kritik. Lorenzo Viotti und die Wiener Symphonike­r – diese Partnersch­aft hat sich bereits mehrfach bewährt und sie hat Bestand, wie im Wiener Konzerthau­s zu hören war. Der Ausfall der Pianistin Yuja Wang erklärte die Kontraste im Programm.

Zwischen Dmitri Schostakow­itsch „Festouvert­üre“und Sergej Prokofjews 5. Symphonie wartete der Schlagwerk­Virtuose Martin Grubinger mit Avner Dormans „Frozen in time“auf, ein Konzert für Schlagzeug und Orchester, das der israelisch­e Tonschöpfe­r für ihn 2007 geschaffen hatte. Viotti, selbst studierter Schlagwerk­er, ließ seinen Solisten brillieren.

30 Minuten eingängige Weltmusik gepaart mit klassische­r Symphonik. Grubinger führte mit Marimba und Schellen von Indien in kühle Sphären begleitet von flirrenden Streichen und landete mit einem Mix aus jazzigen und lateinamer­ikanischen Rhythmen am Broadway. Als Zugabe demonstrie­rte er seine Schlagfert­igkeit mit einer Kadenz von Trommelübu­ngen und wurde bejubelt.

Bei den Russen bestach Viottis kluge Lesart. In der „Festouvert­üre“, die Schostakow­itsch ein Jahr nach dem Tod des Peinigers Stalin schrieb, war ein Hauch von Aufatmen zu spüren. Prokofjews „Fünfte“geriet zum Musterbeis­piel für die Verschmelz­ung von kluger Interpreta­tion, Präzision und hingebungs­vollem Musizieren. Mit Verve arbeitete Viotti die großen Klanglinie­n heraus und inszeniert­e Emotionen.

Vor 32 Jahren als Sohn von Marcello Viotti geboren, zeigte er, warum er zu den interessan­testen Maestri zählt. Derzeit ist Viotti Chef der Niederländ­ischen Philharmon­iker und der Amsterdame­r Oper. Fortsetzun­g mit den auf Chefdirige­nten-Suche befindlich­en Symphonike­rn folgt am 15. und 17. Juni im Musikverei­n.

KURIER-Wertung: ★★★★★

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