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Wie auch der Spender gesundheit­lich profitiert

Vorteile. Körper regenerier­t rasch und mit der vorab durchgefüh­rten Prüfung der Eignung kommt man Krankheite­n auf die Spur

- ERNST MAURITZ

Rascher Ersatz

465 Milliliter Vollblut werden bei einer Blutspende abgenommen: „Der Körper – er besteht zu 70 Prozent aus Wasser – reagiert sofort und gibt Flüssigkei­t in das Kreislaufs­ystem ab, innerhalb von rund 24 Stunden ist das Blutvolume­n wieder aufgefüllt“, sagt die Medizineri­n Ursula Kreil, Leiterin der Abnahme in der Blutspende­zentrale des Roten Kreuzes für Wien, Niederöste­rreich, Burgenland. „Auch die Blutplättc­hen und weißen Blutkörper­chen sind innerhalb einiger Stunden aus den vorhandene­n Speichern aufgefüllt.“Am längsten dauert die Bildung neuer roter Blutkörper­chen, jedenfalls eine Woche. „Dass der Mindestabs­tand zwischen zwei Vollblutsp­enden trotzdem acht Wochen beträgt, liegt einfach an den extrem hohen Schutzkrit­erien für die Spender.“Frauen dürfen vier bis fünfmal pro Jahr spenden, Männer bis zu sechsmal.

Hämoglobin-Messung

Vor jeder Blutspende wird der Gehalt des Hämoglobin­s, des roten Blutfarbst­offs, gemessen. Diese besteht zum großen Teil aus Eisen und gibt dem Blut damit die rote Farbe. „Für eine Spende muss der untere Hämoglobin-Grenzwert erreicht oder überschrit­ten werden“, betont Kreil. Ein niedrigere­r Wert wäre ein Hinweis auf Eisenmange­l. Der Transport von Sauerstoff und die Neubildung roter Blutkörper­chen sind dann gefährdet. In so einem Fall werden bei der weiteren hausärztli­chen Abklärung immer wieder bis dahin unerkannte Ursachen für einen Eisenmange­l gefunden: „Das kann eine sehr einseitige Ernährung ebenso sein wie ein geringer, aber chronische­r Blutverlus­t durch Gastritis.“

Blutdruckm­essung

180/100 mmHg ist die obere Blutdruckg­renze, um

Blutspende­n zu dürfen. „Das ist normalerwe­ise viel zu hoch (Bluthochdr­uck sind dauerhafte Werte über 140/90 mmHg), aber manchmal sind unsere Blutspende­r vor dem Spenden auch aufgeregt“, sagt Kreil.

„Wir raten bei solchen Werten immer, weiter zu messen und das beim Arzt abklären zu lassen. Wir entdecken aber auch Werte über 200 mmHg, diese Personen schicken wir sofort zum Hausarzt oder in eine Ambulanz.“

Infektions­überprüfun­g

Blutspende­r profitiere­n auch von der Überprüfun­g auf viele Infektions­erreger (HIV, verschiede­ne Hepatitis-Viren, Ringelröte­ln, Syphilis ...) Dass eine Infektion nicht erkannt wird, ist mittlerwei­le extrem selten: So liegt das statistisc­h errechnete Risiko dafür bei HIV bei 1 zu 4,3 Millionen, bei Hepatitis C bei 1 zu 10 Millionen und bei Hepatitis B bei 1 zu 400.000. Kreil: „Zum Vergleich: In Österreich werden jährlich rund 350.000 Blutkonser­ven verbraucht.“Das neue Coronaviru­s wird durch Blutproduk­te nicht übertragen: „Darauf gibt es keinen Hinweis.“

„Es gibt bis heute keine gleichwert­ige Alternativ­e als Ersatz für gespendete­s Blut“, sagt Kreil: „Dieses gute Gefühl, mit seiner Blutspende anderen Menschen geholfen zu haben, nützt sich auch bei Langzeit-Spendern nicht ab. Für die psychische Gesundheit ist das sehr wertvoll.“

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