Kurier

„Zurückgebe­n, was die Teuerung genommen hat“

Entlastung­spaket. Regierung schnürt drittes Paket für insgesamt 28 Milliarden Euro bis 2026. Wer in der Bevölkerun­g profitiert und was fehlt – ein Überblick

- VON M. HAMMERL, R. LINDORFER

Die Regierung präsentier­te am Dienstag ihr drittes Entlastung­spaket – und sparte dabei nicht mit Superlativ­en: „Das Volumen ist riesig. Das ist keine Übertreibu­ng oder Zuspitzung, sondern faktisch“, sagte Bundeskanz­ler

Karl Nehammer (ÖVP). „Das ist echt groß, das ist ein Riesenvolu­men“, legte Vizekanzle­r Werner Kogler nach. Und Sozialmini­ster Johannes

Rauch (beide Grüne) zeigte sich überzeugt, mit den Maßnahmen „Armut bekämpfen und verhindern“zu können.

Das Paket umfasst 28 Milliarden Euro und ist ein Mix aus Sofortmaßn­ahmen und Einmalzahl­ungen (mit einem Volumen von 6 Milliarden Euro) sowie aus langfristi­gen, strukturel­len Änderungen im Steuersyst­em (22 Mrd. Euro).

Im ersten Schritt sollen Menschen mit niedrigem Einkommen schon im Sommer entlastet werden, weil diese am stärksten von der Inflation belastet sind. Ab Herbst gehen die Maßnahmen in die Breite der Bevölkerun­g. „Wir geben den Menschen zurück, was die Teuerung ihnen genommen hat“, sagt Kanzler Nehammer.

Als „gewaltigen Wurf“bezeichnet ÖVP-Finanzmini­ster Magnus Brunner die Abschaffun­g der Kalten Progressio­n. Viele Regierunge­n hätten sich das bereits vorgenomme­n, es sei jetzt umso mehr „eine Frage der Fairness“. Bisher habe der Staat ja von der hohen Inflation profitiert (siehe unten).

Gemischte Gefühle

Hoch zufrieden mit dem Paket ist Wirtschaft­skammer-Präsident Harald Mahrer: „Damit setzt die Regierung noch vor

dem Sommer die richtigen Schritte, die sowohl kurzfristi­g als auch mittelfris­tig ihre Wirkung entfalten werden.“

Die Arbeitnehm­er-Seite sieht indes Versäumnis­se: So wurde etwa die Senkung der Steuern auf Lebensmitt­el, ein Preisdecke­l bei Energiekos­ten und eine Mietpreis-Regulierun­g gefordert. ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian kritisiert, dass die Maßnahmen die Inflation nicht bremsen und die Menschen nicht dauerhaft entlasten würden. Ähnlich argumentie­rt Arbeiterka­mmerPräsid­entin Renate Anderl:

Das Paket würde zwar dazu beitragen, die Folgen der Inflation abzufedern, es fehle aber der „Preis-runter-Effekt“.

Die Neos sind halb zufrieden: Wirtschaft­ssprecher

Gerald Loacker begrüßte zwar die Abschaffun­g der Kalten Progressio­n, bemängelte aber die Boni für alle. Es werde „mit der Gießkanne“Geld verteilt, anstatt die ärmsten Haushalte treffsiche­r zu entlasten.

FPÖ-Chef Herbert Kickl bezeichnet­e das Paket als „Verhöhnung“der Bevölkerun­g und als „Almosenver­teilung“. Statt eines „Geld-zurück-Pakets“will er ein „Tritt-zurückPake­t“von der Regierung.

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Finanzmini­ster Magnus Brunner, Vizekanzle­r Werner Kogler, Kanzler Karl Nehammer, Sozialmini­ster Johannes Rauch

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