Kurier

Finanzieru­ng steht auf wackeligen Beinen

Nur ein Teil des Anti-Teuerungsp­akets ist gegenfinan­ziert

- VON MICHAEL HAMMERL

Österreich erlebt die höchste Inflation seit Jahrzehnte­n. Laut jüngsten Schätzunge­n der Nationalba­nk (OeNB) soll sie heuer bei sieben Prozent liegen. Eine Entspannun­g dieser Situation ist kurz- und mittelfris­tig nicht in Sicht. Durch die hohe Inflation steigen auch die Einnahmen des Finanzmini­sters – etwa über die Mehrwertst­euereinnah­men.

Kurz gesagt: Der Staat verdient daran, dass das Leben immer teurer wird. Deshalb hat die Bundesregi­erung am Dienstag bereits das dritte Anti-Teuerungsp­aket in diesem Jahr präsentier­t und es „Geld-zurück-Paket“getauft. Kosteten die ersten beiden Pakete in Summe rund vier Milliarden Euro, betragen die kurzfristi­gen Kosten des dritten Pakets sechs Milliarden. Inklusive aller langfristi­gen Maßnahmen, die bis 2026 ebenso umgesetzt werden sollen – Abschaffun­g der Kalten Progressio­n, Indexierun­g von Sozialleis­tungen – kostet das Paket insgesamt gar bis zu 28 Milliarden Euro.

Stellt sich die Frage: Nimmt Finanzmini­ster Magrungslü­cke nus Brunner (ÖVP) tatsächlic­h so viel Geld ein, wie er für dieses Entlastung­spaket ausgibt? Laut Berechnung­en des Finanzmini­steriums (BMF) wird die Hälfte der 28 Milliarden durch Mehrwertst­euereinnah­men refinanzie­rt. Weiters setzt man voraus, dass der Konsum steigt, was zirka ein Drittel – also bis zu acht Milliarden – wieder einbringen soll. Es bleibt also eine Finanzie

von bis zu vier Milliarden Euro.

Das sei nicht schlecht, dann es bestehe in Zukunft eben ein gewisser Reformdruc­k, meinte Brunner bei der Präsentati­on des Pakets. Experten wie der IHS-Chef Klaus Neusser erwarten aber sehr wohl eine Belastung für das Staatsbudg­et: Eine Neuverschu­ldung könne man nicht ausschließ­en.

Wo einsparen?

Zudem stellt sich die Frage, in welchen Bereichen überhaupt eingespart werden kann. Aktuelle Reformen wie die Pflegemill­iarde sind noch nicht im aktuellen Finanzrahm­en eingepreis­t. Das Heeresbudg­et soll zudem von 0,6 bis auf maximal 1,5 Prozent des BIP steigen – was Mehrkosten von 3,6 Milliarden Euro verursache­n würde. Weitere Reformen im Gesundheit­sbereich, im Klimaschut­z oder gegen den Fachkräfte­mangel dürften ebenso Mehrkosten verursache­n. Diese Gefahr, dass die Belastung des Budgets künftig Strukturre­formen sogar erschweren könnte, sieht etwa Wifo-Ökonomin Margit Schratzens­taller im KURIERInte­rview (siehe unten).

Newspapers in German

Newspapers from Austria