Kurier

Überfällig­e Anpassung von Sozialleis­tungen

Familienbe­ihilfe wurde zuletzt 2018 erhöht. Mehr Geld auch für Studenten

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Eine der strukturel­len Maßnahmen, die im 28-Milliarden-Paket enthalten ist, ist die laufende Valorisier­ung von Sozialleis­tungen – eine Maßnahme, mit der Gesundheit­sund Sozialmini­ster Johannes Rauch (Grüne) eine „ganz besondere Freude“hat.

In den nächsten vier Jahren werden dafür drei bis vier Milliarden Euro investiert, heißt es aus seinem Ministeriu­m. Sozialleis­tungen, die bisher nicht valorisier­t werden, werden es ab 1. Jänner 2023 sein.

Familien & Studenten

Man könnte die Valorisier­ung aber auch als überfällig bezeichnen: So wurde etwa die Familienbe­ihilfe zuletzt im Jahr 2018 wertangepa­sst. Familien haben seither um 15,2 Prozentpun­kte an Kaufkraft verloren.

Aktuell beträgt die Familienbe­ihilfe ab Geburt eines Kindes 114 Euro und steigt dann mit dem Alter an – ab 19 Jahren bekommt man 165 Euro pro Monat. Mitausbeza­hlt wird ein Kinderabse­tzbetrag von 58,40 Euro, der künftig auch valorisier­t wird; ebenso wie das Kinderbetr­euungsgeld.

Gleichzeit­ig sollen ab 2023 die Lohnnebenk­osten gesenkt werden, darunter der Familienla­stenausgle­ichsfonds (FLAF) – ausgerechn­et jener Fonds, aus dem sich die Familienbe­ihilfe speist. Die Mindereinn­ahmen von 300 Millionen Euro sollen durch Steuereinn­ahmen ersetzt werden, heißt es.

Jährlich valorisier­t wird künftig auch die Studienbei­hilfe. Erst im April wurde angekündig­t, dass diese Unterstütz­ung ab September um bis zu zwölf Prozent erhöht wird. Der Höchstsatz liegt künftig bei 923 Euro pro Monat und ist damit etwas niedriger als die Mindestsic­herung.

Neu dazu kommt künftig auch die Valorisier­ung von Krankengel­d, Reha- und Umschulung­sgeld sowie von steuerlich­en Beträgen wie der Verkehrsab­setzbetrag, der Alleinerzi­eherabsetz­betrag und der Pensionist­enabsetzbe­trag. Für Letzteres hatte sich zuletzt der Seniorenbu­nd eingesetzt.

Akute Armut

Hilfsorgan­isationen beurteilen das Gesamtvolu­men des Entlastung­spakets als „beachtlich“und begrüßen die Wertanpass­ung bei den Sozialleis­tungen – vermissen aber nachhaltig­e Unterstütz­ung für akut armutsbetr­offene Personen und Kinder. Aus Sicht der Volkshilfe wäre eine unterjähri­ge Erhöhung von Arbeitslos­engeld und Sozialhilf­e nötig gewesen. Die Caritas vermisst eine grundsätzl­iche Reform der Sozialhilf­e.

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Rauch sieht „wesentlich­e Maßnahmen gegen Armut“

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