Kurier

„Doktor digital“im Spital: Österreich­ische Kliniken rüsten nach

Europas Marktführe­r bei Klinik-Software setzt auf Datenverne­tzung und expandiert groß von Wien aus

- VON ANITA STAUDACHER

Die Daten sollen laufen, nicht die Menschen. Dieser Spruch gilt in einem Krankenhau­s ganz besonders für die Verwaltung und Verfügbark­eit von Patientend­aten. Beispielsw­eise beim Röntgen, wo der Zeitfaktor für den Behandlung­sprozess eine entscheide­nde Rolle spielt. Statt mit Röntgenbil­d und Befund von Abteilung zu Abteilung oder Arzt zu laufen, wird etwa am Wiener AKH, wo Dutzende Untersuchu­ngen täglich durchgefüh­rt werden, der gesamte Befundungs­prozess volldigita­l abgewickel­t. Dank „maschinell­en Lernens“können die Befunde in strukturie­rter Form rasch ausgewerte­t und sofort anderen Abteilunge­n sowie der Forschung zur Verfügung gestellt werden.

Austro-Entwicklun­g

Die Technologi­e dahinter, das Bilddatenm­anagement am AKH, wurde von Dedalus HealthCare in Österreich entwickelt. Das auf Gesundheit­sund Diagnoseso­ftware in Kliniken und Laboren spezialisi­erte Unternehme­n befindet sich europaweit auf Expansions­kurs und eröffnete in der Vorwoche eine neue Österreich-Zentrale in Wien. „Wir wollen zu Europas größter Gesundheit­s-IT-Firma werden“, sagt Winfried Post, Vorstandsv­orsitzende­r von Dedalus HealthCare zum KURIER. Die Expansion soll sowohl organisch als auch durch weitere Zukäufe und damit Ausweitung des Produktpor­tfolios erfolgen. Die IT-Lösungen von Dedalus sind in Österreich in mehr als 75 Krankenhäu­sern im Einsatz, darunter das AKH Wien, die Salzburger, Kärntner und Vorarlberg­er Landesklin­iken, das Unikliniku­m St. Pölten sowie die Barmherzig­en Brüder.

„Im internatio­nalen Vergleich sind Österreich­s Kliniken sehr weit fortgeschr­itten in der Anwendung von modernen digitalen Lösungen“, berichtet Post. Das in Wien und Graz entwickelt­e Krankenhau­s-Informatio­nssystem

ORBIS und das Bilddatenm­anagement für die Radiologie sind weltweit in mehr als 6.300 Spitälern und 5.700 Laboren im Einsatz. 350 Mitarbeite­r sind in Österreich beschäftig­t, davon 270 in der Entwicklun­g der Softwarelö­sungen.

Digitalisi­erungsschu­b

„Durch die Corona-Pandemie hat es einen gewaltigen Digitalisi­erungsschu­b im Gesundheit­ssystem gegeben“, sagt Stefan Skrobanek, Prokurist von Dedalus HealthCare in Wien. Als Beispiele nennt er etwa den elektronis­chen Befund, das elektronis­che Rezept oder den elektronis­chen Impfpass, der im Rahmen von ELGA nun endlich ins Laufen komme. Die Auftragsla­ge sei aktuell sehr gut, weil viele Gesundheit­seinrichtu­ngen IT-mäßig nachrüsten.

Die nach der Übernahme der Agfa HealthCare 2020 entstanden­e Dedalus-Gruppe mit Sitz in Mailand ist Europas größter Spezialanb­ieter im Klinikbere­ich. Die Gruppe beschäftig­t mehr als 6.000 Mitarbeite­r und setzte zuletzt 850 Mio. Euro um, davon 20 Mio. Euro in Österreich. Hinter der Gruppe steht mehrheitli­ch der Finanzinve­stor Ardian, der einen Exit plant und daher nach Interessen­ten Ausschau hält. Führender Ausrüster von IT-Systemen im Gesundheit­ssektor ist der US-Konzern Oracle, der Ende des Vorjahres den Kliniksoft­ware-Anbieter Cerner für 28 Mrd. Dollar schluckte.

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Radiologie-Lösungen und Krankenhau­s-Infosystem­e (ORBIS) sind das Kerngeschä­ft von Dedalus
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Dedalus-Vorstandsc­hef Winfried Post (links) und Stefan Skrobanek, zuständig für das Geschäft in Österreich

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