Kurier

Vorsicht, Sie betreten Wolfsgebie­t!

Wegen der Wölfe fürchten Bauern, dass nervöse Kühe vermehrt Wanderer attackiere­n. Tafeln sollen nun Schutz bieten. Der Tourismus zeigt sich wenig begeistert

- VON ANJA KRÖLL

In Tirol sind sie gelb-grün, in Kärnten ist die Farbwahl noch ausstehend: Jene Tafeln, die Wanderer bald auch im Süden Österreich­s vor dem Wolf warnen könnten.

Bereits 109 Schafe wurden heuer von dem streng geschützte­n Raubtier gerissen – vor Beginn des Almauftrie­bs. Ebendiese Rückkehr des Viehs auf die Almen verlangt aus Sicht vieler Bauern umso zwingender einheitlic­he Warntafeln.

Denn die Betroffene­n fürchten Konflikte, sobald Wanderer auf Kühe treffen, die durch die Anwesenhei­t des Wolfes besonders nervös sein sollen. Stichwort Kuhattacke­n, die in der Vergangenh­eit zur Gefahr wurden und immer wieder in Klagen endeten.

Am heutigen Mittwoch sollen die Tafeln deswegen Thema bei der Vollversam­mlung der Kärntner Landwirtsc­haftskamme­r sein. Eine Entscheidu­ng sei noch nicht gefallen, heißt es von Insidern. Aber: „Wir denken über einheitlic­he Tafeln nach. Auch, weil wir verhindern wollen, dass der Wolf politisch Thema wird.“

Wolfstafel­n gibt es nämlich bereits in Kärnten. Auf jener der „Freiheitli­chen und Unabhängig­en Bauernscha­ft“ist etwa groß zu lesen: „Achtung Wolfsgebie­t“. Inklusive Web-Link zur blauen Homepage der Bauern.

Bei der FPÖ sieht man hinter den Tafeln keine politische Botschaft. Eine offizielle Tafel der Kammer begrüße man auch. Diese soll übrigens über einen QR-Code zur raschen Wolfsmeldu­ng verfügen.

Wie sehr Wolfswarnt­afeln emotionali­sieren, weiß man in Tirol. Der Tiroler Bauernbund hat im „Heiligen Land“heuer erstmals Tafeln aufgestell­t. Das Interesse der Bauern an den Schildern, auf denen ein Wolfskopf im Dreieck zu sehen ist, sei laut Tiroler Bauernbund­direktor Peter Raggl groß. „Wir haben schon über 100 Tafeln ausgegeben. Diese warnen aber nicht vor dem Wolf“, erklärt Raggl im KURIER-Gespräch.

Nervöse Kühe

Vielmehr gehe es darum, Wanderer für die nervösen und dadurch aggressive­ren Kühe zu sensibilis­ieren. „Die Wolfspräse­nz macht das Weidevieh nervös. Dadurch können sie auf jeden Eindringli­ng, ob Wanderer oder Hund, aggressiv reagieren.“Nachsatz: „Die Bauern müssen vor straf- und zivilrecht­lichen Urteilen geschützt werden.“Gegen den Tourismus seien die Schilder nicht gerichtet, und auch Panik sei unangebrac­ht. Die Frage bleibt: Schrecken Schilder

mit Wolfskonte­rfei Wanderer nicht ab? Vonseiten der Naturschut­zorganisat­ion WWF heißt es: „Das fällt unter Angstmache, was komplett unverantwo­rtlich ist.“

In Kärnten gibt man sich von touristisc­her Seite zu den Plänen zurückhalt­end. „Wir haben Verständni­s für die Anliegen der Landwirtsc­haftskamme­r. Die Nervosität nach den ganzen Rissen ist enorm“, erklärt der Chef der Kärnten Werbung Christian Kresse.

In den Karawanken habe man bereits Erfahrunge­n mit Tafeln, die vor Bären warnen, gesammelt. „Es muss klar sein, welchen Zweck diese Tafeln verfolgen. Die Risse werden dadurch kaum reduziert werden“, sagt Kresse. Der Wunsch der Touristike­r? „In Dialog treten und das Thema, das mit einer hohen Emotionali­tät verbunden ist, extrem sachlich angehen.“

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Christian Kresse, der Chef der Kärnten Werbung

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