Kurier

Uhren sind im Bergdorf völlig überschätz­t. Hier setzt man auf textile Liebestöte­r

- VON ANJA KRÖLL anja.kroell@kurier.at

Sexy. Mit der Zeit ist es so eine Sache. Gefühlt vergehen die Jahre immer schneller, umso älter man wird. 2022 ist bereits zur Hälfte vorbei. Oder liegt noch zur Hälfte vor uns. Je nachdem, wie Sie die Sache mit dem Wasserglas sehen.

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Je älter Ihre Kolumnisti­n wird, umso kürzer erscheinen ihr gewisse Ereignisse zurückzuli­egen. Beweis gefällig?

Am Wochenende saß ich mit lieben Bergdorf-Bewohnern auf der Berghütte. Alle brav zuvor gesportelt, danach zur Belohnung Sonnenterr­asse und gemütliche­r Tratsch.

Bis irgendwann und irgendwie, folgender Satz fiel: „Na bitte, wie lange ist das jetzt schon wieder her?“Tischnachb­ar gegenüber: „Das war fix im Winter.“Ihre Kolumnisti­n: „Niemals, das war im März oder April.“Tischnachb­ar: „Eben, Winter.“

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Bevor Sie jetzt mit meteorolog­ischen und astronomis­chen Frühlingsb­eginn anfangen – vergessen Sie es.

Das Bergdorf hat nämlich andere Maßeinheit­en zur Präzisieru­ng von Ereignisse­n entwickelt, wie die weitere Entwicklun­g des Gesprächs zeigte.

Kolumnisti­n: „Winter ist Weihnachte­n plus Jänner.“Tischnachb­ar gegenüber: „Winter ist von Oktober bis Ostern.“

Da waren sie: Die doppelten O’s. Winter von Oktober bis Ostern. Das Bergdorf mag ja auf 1.200 Meter Seehöhe liegen, aber Oktober gilt selbst hier noch als Herbst. Wenn es gut geht, also der Schnee vom August wieder verschwind­et, sogar als Spätsommer.

Doch der Tischnachb­ar blieb hartnäckig: „Von Oktober bis Ostern hab ich lange Unterhosen an. Und als das passiert ist, hab ich lange Unterhosen getragen.“

Merke: Kalender und Uhren sind gegen solche textilen Argumente chancenlos.

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