Kurier

„Meine Persönlich­keit nie verbogen“

Dirk Heidemann. Der schillernd­e Tanzsportt­rainer und ehemalige Dancing-Stars-Juror ist unter die Autoren gegangen – Biografie und Ratgeber

- VON LISA TROMPISCH

Bei der ORF-Show „Dancing Stars“sorgte der gebürtige Berliner Dirk

Heidemann (61) mit seinen extravagan­ten Outfits und markigen Sprüchen für viel Furore – jetzt hat der schillernd­e Tanzsportt­rainer und Choreograf ein Buch über sein pralles Leben geschriebe­n: „Tanz aus der Reihe“.

„Das Buch ist für viele Leute. Für Eltern, die Kinder haben, die so geraten sind wie ich, oder generell Leute, die mich interessan­t finden – das spricht sehr viele verschiede­ne Zielgruppe­n an. Und dann natürlich auch die Tanzsportw­elt – die wartet darauf, weil da auch ein bisschen hinter die Kulissen geschaut wird, was Tanzsport eigentlich ist“, verrät Heidemann vorab im KURIER-Talk.

Im Buch beschreibt er seinen Werdegang, so auch sein unfreiwill­iges Outing. In einem Bericht der Berliner Abendschau wurde Dirk nämlich „mit Glimmer im Haar, geschminkt wie David Bowie und Strassbros­chen am Sakko“, von seinem ehemaligen Kindermädc­hen erkannt, das gleich seine Mutter Ruth informiert­e: „Ruthchen, dein Sohn ist schwul.“

„Ich war damals so anarchisti­sch drauf. Ich bin mit Schulterpo­lstern und vollem Make-up losgegange­n. Ich hatte niemals Probleme damit, meine Mutter schon, mein Vater nicht.“Was ihn besonders verletzt hat, war, dass seine Mutter gemeint hatte, „ich sollte nicht diesen Beruf ergreifen als Tanzlehrer. Das hat mich sehr verletzt, weil sie meinte, man soll mich nicht sehen. Und dann hab’ ich gesagt: ,Jetzt erst recht.’ Dann hab ich solch’ einen Ehrgeiz entwickelt und ich bin ja weltbekann­t geworden als Tanztraine­r.“Natürlich war er auch immer wieder Homophobie ausgesetzt. „Aber das ist mir wurscht. Wenn einer kommt und irgendwas sagt – das war mir immer schon egal, da hab ich nie drauf gehört.“

Einmal wurde er sogar aus modischen Gründen verhaftet. Er trug nämlich in jener Nacht ein besonders auffällige­s Thierry-MuglerOutf­it. „Das war wegen des Vermummung­sverbots, weil es da Unruhen wegen der Hausbesetz­er gab, 1980 in Berlin. Und ich hatte etwas an, das aussah wie eine Vermummung und dann bin ich aus modischen Gründen verhaftet worden und durfte zwei Stunden in eine Zelle. Dann haben sie meinen Ausweis kontrollie­rt und gemerkt, dass eh alles in Ordnung ist“, erinnert er sich lachend.

Besonders stolz ist Heidemann darauf, „dass ich meine Persönlich­keit nie verbogen habe. Ich habe mich hoffentlic­h weiterentw­ickelt, aber ich habe mich essenziell nicht verändert, und ich habe meine Neigung anarchisti­sch durchgeset­zt, und zwar in einer Tanzsportw­elt, die damals noch sehr konservati­v war.“

Wie es ihm nach seinem Schlaganfa­ll, der eigentlich eine Gehirnentz­ündung war, heute geht und wie sehr er mit Wien verbunden ist, sehen Sie auf KURIER.AT und schauTV.

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