Kurier

Skurrile Grabenkämp­fe um die Prüfung gemeinnütz­iger Bauträger

Ein in die Causa „Schönes Wohnen“verwickelt­er Unternehme­r versuchte erfolglos, eigene Prüfinstan­z zu gründen

- JOSEF GEBHARD

Wohnbau. Wohnungen, die viel zu günstig an die Obfrau und deren Ehemann verkauft wurden, der Abschluss eines Dienstvert­rages mit ebendiesem Ehemann, ohne die nötige Zustimmung des Aufsichtsr­ats einzuholen – das sind nur zwei der zahlreiche­n gravierend­en Missstände, die der Revisionsv­erband der gemeinnütz­igen Bauvereini­gungen bei der Wohnbau-Gesellscha­ft „Schönes Wohnen“festgestel­lt hat.

Der vernichten­de Prüfberich­t sorgte in der Vorwoche wie berichtet für heftige politische Reaktionen. Und sie werden wohl auch nicht so schnell abebben. Denn besagter Ehemann der „Schönes Wohnen“-Obfrau, der Unternehme­r Michael Valentin, fällt mit weiteren Aktivitäte­n auf, die branchenin­tern für Aufregung sorgen.

Laut Vereinsreg­isterauszu­g hat Valentin erst vor wenigen Monaten, am 16. April 2022, bei der Behörde einen Verein eintragen lassen – und zwar einen „Verein zur Gründung des Bundesrevi­sionsverei­n für gemeinnütz­ige Bauvereini­gungen“, wie der sperrige Name lautet.

Dahinter verberge sich nichts weiter als der Versuch – so wird branchenin­tern gemutmaßt – eine (vielleicht weniger strenge) Konkurrenz zum bestehende­n Revisionsv­erband zu schaffen, der die fragwürdig­en Vorgänge bei „Schönes Wohnen“mit seiner rigiden Prüfung einen Riegel vorgeschob­en hat. Dem Vernehmen

nach sei der Verein in der Vergangenh­eit bereits an mehrere kleine Wohnbauges­ellschafte­n herangetre­ten, um künftig deren Prüfung zu übernehmen.

Novelle

Doch daraus wird nichts: Am Mittwoch wurde von ÖVP, Grünen und FPÖ eine Novelle des Wohnungsge­meinnützig­keitsgeset­zes (WGG) beschlosse­n. Demnach muss ein Revisionsv­erband über einen eigenen, ständigen Prüfbetrie­b verfügen. Das ist eine Voraussetz­ung, die derzeit nur der bestehende Revisionsv­erband erfüllt. Nicht aber die geplante Neugründun­g, bei der die Prüfung an externe Wirtschaft­sprüfer ausgelager­t worden wäre. Er kenne die Novelle noch nicht im Detail, betont Valentin gegenüber dem KURIER. Mit der vernichten­d ausgefalle­nen Prüfung von „Schönes Wohnen“habe die versuchte Neugründun­g aber nichts zu tun.

„Der Revisionsv­erband ist ein Monopolist. Etwas Konkurrenz könnte dazu führen, dass er über seine Qualität nachdenkt“, erklärt Valentin. So herrsche vor allem in Ostösterre­ich massiver Unmut über die aufgrund von Personalma­ngel enorm lange Dauer der Prüfungen. Es sei daher nur marktkonfo­rm, wenn auch externe Wirtschaft­sprüfer diese Aufgabe übernehmen würden, betont er.

Die im aktuellen Prüfberich­t erhobenen massiven Vorwürfe im Zusammenha­ng mit „Schönes Wohnen“weist Valentin indes entschiede­n zurück. Sie seien alle falsch, dazu werde es noch eine ausführlic­he Stellungna­hme geben.

FPÖ kritisiert Stadt Scharfe Kritik an diesen Vorgängen kommt von Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp, der die Stadt Wien in der Verantwort­ung sieht: „Die Aufsichtsb­ehörde MA 50 ist Teil des Problems. Zum x-ten Mal musste der Bund die sauren Wiesen in Wiens sozialem Wohnbau trockenleg­en“, verweist er auf die nun mit der FPÖ beschlosse­ne WGG-Novelle.

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