Ein neuer Name für die Affenpocken – und erste Fallberichte in sozialen Medien
Die WHO will in Kürze über einen neuen Namen entscheiden und prüft, ob die Viren eventuell über Sperma übertragbar sein könnten
Infektion. Weltweit wurden mehr als 1.600 Fälle von Affenpocken und fast 1.500 Verdachtsfälle aus 39 Ländern gemeldet. In 32 dieser Länder gab es vor Mai keine bekannten Fälle, dazu zählt Österreich mit seinen vier bekannten Fällen. Die Europäische Union versorgt sich unterdessen mit Impfstoff gegen Affenpocken – 110.000 Dosen sollen gekauft werden. Bereits Ende Juni sollen die ersten Dosen geliefert werden.
Ein Notfallausschuss der Weltgesundheitsorganisation wird am 23. Juni zu der Frage tagen, ob es sich bei den Affenpocken – neben der Coronapandemie – um eine zweite gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite handelt. Zudem will die WHO den Affenpocken einen neuen Namen geben. Es gebe seit Langem Bestrebungen, Krankheiten nicht mehr nach Tieren oder Regionen zu benennen, um jeglicher Möglichkeit von Diskriminierung oder Stigmatisierung vorzubeugen. Zuvor hatte WHOChef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf angekündigt, dass es in Kürze eine Entscheidung geben soll. Der Begriff Affenpocken etwa könne auf eine Herkunft aus Afrika hindeuten, so der Sprecher. Bis Mai waren das Virus und die Krankheit, beide sollen umbenannt werden, zwar fast ausschließlich aus Afrika bekannt, aber der Name war ohnehin schon irreführend: Das Virus wurde 1958 in Dänemark zwar erstmals bei Affen in einer Versuchsanstalt nachgewiesen. Allerdings dürfte es nach heutigen Erkenntnissen eher unter kleinen Nagetieren verbreitet sein. Affen gelten nur als Zwischenwirte.
Viren in Sperma
Affenpocken gelten verglichen mit den seit 1980 ausgerotteten Pocken als weniger schwere Erkrankung. Laut einer Studie betrug die Inkubationszeit bei den niederländischen Affenpocken-Fällen im Schnitt 8,5 Tage. Unter Affenpocken-Erkrankten gibt es noch immer eine große Verunsicherung, manche berichten von einer Stigmatisierung von Homosexuellen. Experten
hatten vor einer Weiterverbreitung des Virus, etwa bei bevorstehenden Festivals und Partys, gewarnt. Derzeit geht die WHO Berichten nach, wonach Affenpockenviren über Sperma übertragbar sein könnten. Wissenschafter hatten Virus-DNA in Spermaproben aus Italien und Deutschland nachweisen können. Bisher gingen Experten von Übertragungswegen wie engem Hautkontakt aus.
Mittlerweile berichten erste Betroffene über ihren Krankheitsverlauf in sozialen Medien: So auch Alexander Winter auf Twitter, der mit Stand Dienstag einer von 142 bestätigten Fällen in Berlin war. Detailliert schildert der Deutsche seinen Verlauf und dass sich die Symptome anfangs anders darstellten als von offizieller Seite berichtet. Winters Symptome begannen mit einem „atypischen Husten“, der entweder zu möglichen neuen Symptomen der Krankheit gehört oder sich als Merkmal einer begleitenden Infektionskrankheit eingestellt hat. Am vierten Tag verschlimmerten sich die Symptome, so dass er sich als „grippekrank“bezeichnete, zudem entdeckte er eine kleine kreisrunde Wunde am Penis, die er nicht als Pocke infizierte.
Für ihn als Betroffener sei es unmöglich gewesen, das Krankheitsbild richtig einzuordnen: Bis zu seiner Diagnose beim Allgemeinmediziner ging er von einer Grippe sowie einer Geschlechtskrankheit aus.