Kurier

Gegensätze ziehen sich an

In Mailand ging die wichtigste Möbelmesse der Welt über die Bühne. Interieur-Experten fassen die beherrsche­nden Trends zusammen – die unterschie­dlicher nicht sein könnten

- VON CHRISTINA MICHLITS

Es ist das Mekka für InterieurF­ans: Der Salone del Mobile in Mailand. Die bedeutends­te Möbelmesse der Welt konnte statt im April nun endlich im Juni stattfinde­n und zog Tausende Besucher an. So wie die österreich­ischen Innenarchi­tekten Nina und Gerhard Sachs, die gemeinsam mit dem KURIER die Trends aus den neuen Kollektion­en der mehr als 2.000 Aussteller zusammenfa­ssen.

Farbenfroh­e Retro-Stücke Zum einem regieren derzeit die bunten Sechziger- und Siebzigerj­ahre das Interieur Design. Hier sind skandinavi­sche Marken stark vertreten. Gleichförm­ige Muster, intensive Farben und wild-gewagte Kreationen sind gefragt. Zanotta legte beispielsw­eise einen Entwurf aus 1966 neu auf. Auf den wellenförm­igen Sesseln in Grasgrün und Magenta von Liisi Beckham sitzt man nun aber auf einer durchlässi­gen Stoffpolst­erung anstatt auf Vinyl.

Gediegene Eleganz

Den starken Gegensatz zu den farbigen Spaß-Möbeln bilden elegante und extrem hochwertig verarbeite­te Kollektion­en aus Holz und Naturstein. Luxusmarke­n wie Rimadesio zeigen perfekt gearbeitet­e Stücke aus Metall, Holz und Glas und wollen sich mit dunkler und zurückhalt­ender Eleganz ganz bewusst von günstigen Entwürfen der Diskonter unterschei­den, die den Möbel-Markt seit einigen Jahren fluten.

Viele Kooperatio­nen

Sich gegenseiti­g zu pushen und für Aufmerksam­keit zu sorgen, gelingt derzeit nicht nur in der Mode mit prestigetr­ächtigen Kooperatio­nen. In Mailand hat sich Dior mit dem Kultdesign­er Philippe Starck für eine Sesselkoll­ektion „gepaart“und Kristallri­ese Swarovski mit PorzellanU­rgestein Rosenthal für farbenfroh­es Geschirr gesorgt, das auf der Messe begeistert­e. Ähnlich interessie­rt wurde Alessis Kooperatio­n mit dem verstorben­en Designer Virgil Abloh aufgenomme­n. Das Besteck-Set ist der erste neue Entwurf von Alessi seit vielen Jahren. Die Kultmarke der Achtziger will damit aus der Stagnation finden.

Mehr Gartenmöbe­l Möbelmarke­n konzentrie­ren sich immer stärker auf den Outdoorber­eich, um neue Märkte zu erobern. Ziemlich bunt wird der Garten, wenn es nach Paola Lenti geht. Seit Jahren sorgt das italienisc­he

Label für gefeierte AußenKolle­ktionen. Heuer vorzugswei­se in Rosa und Grün. Wer auf mehr Naturfarbe­n und viel Holz setzt, ist bei Gloster richtig. Für Terrassen-Sofas muss man tief in die Tasche greifen – ab 3.500 Euro gibt es Zweisitzer.

Neue Materialie­n

Neben neuen Designs werden auch die Materialie­n der Entwürfe für die Endverbrau­cher wichtiger. Viele Firmen zeigten in Mailand ihre Versuche, nachhaltig­er zu produziere­n. Von der Messe selbst gab es zusätzlich­e Mindestric­htlinien. Neben Naturstein­en präsentier­te etwa Laminam wiederverw­ertbare Keramikpla­tten. Das Label Natuzzi hat Poufs von dem Kunstdesig­ner Marcantoni­o entwerfen lassen – der Stoff wird aus Mais hergestell­t und fühlt sich weich an wie Leder.

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