Kurier

Eine abgrundtie­f böse Krimi-Parodie: Exzentrike­r und Friseur im Psycho-Duell

Das Theater Scala zeigt Anthony Shaffers „Revanche“

- GUIDO TARTAROTTI

Kritik. Der 1926 in Liverpool geborene Drehbuchau­tor und Dramatiker Anthony Shaffer war der Zwillingsb­ruder des, no na, 1926 in Liverpool geborenen Dramatiker­s und Drehbuchau­tors Peter Shaffer. Den kennt man vor allem von „Amadeus“.

Anthony Shaffer schrieb die Drehbücher für „Frenzy“oder „Sommersby“. Sein erfolgreic­hstes Stück ist „Revanche“(im Original „Sleuth“). Er bekam dafür den Tony Award, das Stück wurde in 14 Sprachen übersetzt und unter dem Titel „Mord mit kleinen Fehlern“mit Laurence Olivier und Michael Caine verfilmt.

Vor 52 Jahren uraufgefüh­rt, läuft „Revanche“seither erfolgreic­h auf der ganzen Welt, jetzt hat das Wiener Theater Scala zugegriffe­n.

Man kann über die Handlung nicht viel verraten, ohne den Spaß zu verderben. Vielleicht so viel: Der selbst für einen Engländer recht exzentrisc­he Krimiautor Andrew Wyke hat den italienisc­hstämmigen Friseur Milo Tindle auf ein paar Getränke eingeladen. Der Clou dabei: Tindle ist der Liebhaber von Wykes Frau, Wyke weiß das, und Tindle weiß, dass Wyke das weiß. Wyke entwickelt den Plan für einen Versicheru­ngsbetrug,

der beiden zu Geld verhelfen soll – und es beginnt ein Psychospie­l zwischen beiden Männern, das zu äußerst überrasche­nden Wendungen führt.

Sam Madwar hat in angemessen­em Tempo mit sicherer Hand inszeniert, Johannes Terne gibt mit merkbarem Vergnügen den Exzentrike­r mit Hang zum Wortspiel, Otto Beckmann zeigt einen Friseur mit Abgründen. Die ausgezeich­nete Übersetzun­g von Wolfgang Parr macht die abgrundtie­f böse Krimi-Parodie zu einem großen Spaß.

Viel Applaus! KURIER-Wertung: ★★★★★

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