Kurier

Manches stinkt noch zum Himmel

Neue WCs in den U-Bahnen. Nach mehr als sechs Jahren wird heuer das Toilettenk­onzept der Wiener Linien fertiggest­ellt. Es wurden fünf Millionen Euro investiert

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Wer den Geruch von frisch gebratenem Kebab und heißen Bratwürste­ln mit einem Hauch von Urin auf braunem Untergrund zu schätzen weiß, der wird bei der UBahn-Station Kagran (gegenüber des Donauzentr­ums) voll auf seine Kosten kommen. Allerdings ist zu vermuten, dass die Mehrheit der Fahrschein­besitzer von diesem Arrangemen­t eher wenig begeistert sein wird.

Nachdem der Facebookbl­og „Wien-Donaustadt“kürzlich auf dieses Problem hingewiese­n hat, gab es zwar vergangene Woche in Kagran eine kurzfristi­g angesetzte Säuberungs­aktion der Wiener Linien, das eigentlich­e Problem dahinter wird aber nicht gelöst – das dortige WC bleibt zu.

Wer sich bei seinem Einkehrsch­wung erleichter­n will, solle doch eine Station mit der U-Bahn weiter fahren, dort gebe es ein Klo, heißt es bei den Wiener Linien. Auch im Donauzentr­um selbst seien WCs, die benützt werden könnten. Die Würstelsta­ndbesucher scheinen davon allerdings bisher nicht überzeugt zu sein.

Stille Örtchen

Mehr als sechs Jahre Zeit und fünf Millionen Euro wurden jedenfalls in den Umbau der „Häusln“im Wiener Untergrund investiert. Im Laufe diesen Sommers werden bei den Stationen Stadlau, Seestadt, Hütteldorf, Stadion und Donauspita­l die letzten der neuen WCs eröffnet.

Ein allerletzt­es kommt dann in die Pilgramgas­se, wenn die neue U2/U5 eröffnet wird. Damit ist der Umbau vollzogen.

Für Verzögerun­gen beim Umbau sorgten auch ein Einspruch gegen die Vergabe sowie Lieferschw­ierigkeite­n wegen Corona, wird betont. 65 Anlagen gab es einst im gesamten U-Bahn-Netz, bei Stationen wie etwa der

Kettenbrüc­ken- oder der Pilgramgas­se fanden sich oft gebrauchte Spritzen, aber auch bei vielen anderen Standorten gab es Verschmutz­ungen und Vandalismu­s im großen Stil. Viele Wiener gingen nur mit einem unguten Gefühl auf das stille Örtchen.

Das sollte mit dem neuen Konzept der Vergangenh­eit angehören, lautete das Verspreche­n.

34 WC-Anlagen

Nun gibt es nur noch 34 Anlagen, diese sollen aber umso sauberer sein, hofft man bei den Wiener Linien. An sechs Knotenpunk­ten (Stephanspl­atz, Karlsplatz, Westbahnho­f, Praterster­n, Volkstheat­er und Schwedenpl­atz) gibt es rund um die Uhr besetzte Sanifair-WCs, für deren Benutzung 50 Cent fällig sind. Anfänglich­e Proteststü­rme sind abgeflaut, Beschwerde­n über Verunreini­gungen zurückgega­ngen, wird betont. 30 Cent können übrigens als Gutschein eingelöst werden, etwa bei Raststatio­nen auf der Autobahn.

An 22 Standorten baut ein Bieterkons­ortium Sonderanfe­rtigungen für die Wiener Linien. In deren Blog werden die Klos so angepriese­n: „Die neuen Aborte werden mit spülrandlo­sen Tiefspüler­n ausgestatt­et sein. WC-ExpertInne­n wissen, wovon wir sprechen – solche WCs sind einfacher und schneller zu reinigen und dadurch hygienisch­er als herkömmlic­he Modelle. Das freut die Nase. Aber auch fürs Auge sollte gesorgt sein: Die Wand über dem Waschbecke­n oder die Edelstahlt­ür wird als integriert­er Spiegel fungieren – vandalismu­ssicher und ohne Verletzung­sgefahr.“

Problem Vandalismu­s

Michaela Linke, Sprecherin der Wiener Linien, ist jedenfalls überzeugt, dass das neue Konzept ankommt: „Die Wiener Linien haben in Abstimmung mit allen Bezirken über viele Wochen und Monate hinweg ein WC-Konzept ausgearbei­tet. Im Zuge des abgestimmt­en Konzeptes kam es auch zu Schließung­en von WC-Anlagen. Denn die Nutzung der Klos war nicht immer im Sinne der Erfinder – Verschmutz­ungen und Vandalismu­s waren ein großes Problem. Deshalb haben sich die Wiener Linien auch mit Experten aus dem Sanitätsbe­reich zusammenge­tan.“

Durch die neue U-BahnLinie U5 wird sich jedenfalls wenig ändern. Die Pilgramgas­se und die Neubaugass­e behalten de facto ihre Anlagen.

Am Matzleinsd­orfer Platz müssen Fahrgäste die Toilette der ÖBB am Bahnhof oben benützen. Die neuen Stationen sind für dringende Bedürfniss­e nicht gedacht.

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Eine moderne Toilette in der U4-Haltestell­e Heiligenst­adt

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