Kurier

Verstörend­e und aufregende Einblicke in eine geheimnisv­olle Psycholand­schaft

Marlene Monteiro Freitas zeigt bei den Festwochen „Idiota“

- PETER JAROLIN KURIER-Wertung:

Kritik. Sie gilt als eine der heißesten Aktien im internatio­nalen Kulturbetr­ieb, die aus Kap Verde gebürtige Choreograf­in, Performeri­n und Regisseuri­n Marlene Monteiro Freitas. Warum dem so ist, das zeigt sie auch heuer wieder bei den Wiener Festwochen im MAK.

Doch nach eher groß dimensioni­erten Arbeiten – im Jahr 2023 folgt als Kooperatio­n mit dem MusikTheat­er an der Wien ihre Inszenieru­ng von Alban Bergs Oper „Lulu“– nimmt sich die vielseitig­e Künstlerin diesmal zurück. „Idiota“heißt ihr neues, etwa 75-minütiges Solo. Zu sehen ist nur sie, gefangen in einer Glasbox, in der Büchse der Pandora, deren Geheimniss­en sie auf den Grund gehen möchte. Und das bis zur äußersten Intensität.

Denn wer ist dieses Wesen, das manchmal wie ein trauriger Clown Krieg spielt, salutiert, von Wasser getroffen wird, Klimmzüge macht, auf einem Sessel turnt, einen Ausgang sucht? Eine Art Pierrot lunaire, den Freitas bei den Festwochen bereits inszeniert hat? Oder sind wir doch bei „Einer folg über das Kuckucksne­st“– auch diese Assoziatio­n drängt sich mitunter auf. Und dann ist da ja noch dieses trotzige Marschiere­n gegen die Wände – eine Anspielung auf Versuche eines Ausbruchs.

Marlene Monteiro Freitas demonstrie­rt das mit höchster Körperlich­keit, etwas Musik, ein paar Lichtspiel­e erfüllen das MAK. Nicht mehr und nicht weniger. Am Ende öffnet sich Pandoras Büchse. Was folgt? Stark.

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