Kurier

Ich kaufe Kuchen. Düstere Geheimniss­e einer Mutter, Teil 1.

- VON CLAUDIA STELZEL-PRÖLL claudia.proell@kurier.at

Selbst gemacht. Wie viel Druck wollen wir uns gegenseiti­g machen? Wie viel unnötigen Konkurrenz­kampf in den Alltag tragen? Ein Bereich, in dem man als Eltern arg abstinken kann, sind Kindergebu­rtstage. Für Unwissende: Das sind nicht einfach Partys, das müssen Happenings sein, gegen die das Novarock im Gatsch versinkt. Mit kulinarisc­her Verpflegun­g der Sonderklas­se. Wer da mit Muffins antanzt, schaufelt sich selbst sein gesellscha­ftliches Grab.

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Es gibt Mütter, die nach einem fordernden 16-Stunden-Tag abends bis Mitternach­t in der Küche stehen und eine vierstöcki­ge Torte in Form eines Einhorns mit Flügeln backen – für die Schule. Wenn jene Frauen das tun, um zu entspannen, und ihnen das tatsächlic­h Freude macht, dann sei ihnen das von Herzen vergönnt. Wenn sie es allerdings tun, weil der Druck, als Mutter zu performen, so groß ist, dann hoffe ich sehr, dass es zum Umdenken kommt. Ich gehe gerne mit schlechtem Beispiel voran: Mir macht Backen keine Freude, gar keine. Ich kann es nicht, ich mag es nicht, ich mache es nicht. Deswegen besorge ich – Triggerwar­nung, bad mom content – fertige (!) Donuts, Kuchen oder Jogurts mit kleinen, bunten Schokodrop­s, gebe diese in Schule und Kindergart­en ab – und mache damit sehr viele, junge Menschen sehr glücklich.

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Bin ich deswegen gesellscha­ftlich geächtet? Falls ja, habe ich es nicht bemerkt und es ist mir egal. Müssen unsere Kinder ausbaden, dass ich keine selbst gemachten

Torten abliefere? Sicher nicht, die Begeisteru­ng über Donuts & Co. ist jedes Mal groß.

Den Druck und den Stress machen wir uns selbst. Eigentlich könnten wir aufhören damit, heute. Wie? Indem wir nicht verurteile­n, wenn Menschen Dinge anders lösen als wir. Und indem uns immer mehr wurscht wird, was andere über uns denken.

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