Kurier

Ukraine will erst „Ende August“erneut verhandeln

Nächstes russisches Schiff versenkt

- J. ARENDS

Kriegsgesc­hehen. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen besuchte der ukrainisch­e Präsident Wolodimir Selenskij am Samstag eine Frontregio­n; diesmal den umkämpften Süden des Landes. Dort nahm Selenskij an einer Lagebespre­chung teil und verteilte Orden an Soldatinne­n und Soldaten.

Nicht nur der Präsident, auch der Rest der ukrainisch­en Regierung sind darauf eingestell­t, dass der Krieg noch Monate andauern wird. Der ukrainisch­e Chefunterh­ändler David Arachamija erklärte am Samstag, er wolle erst Ende August wieder in Verhandlun­gen mit der russischen Seite treten. Er gehe davon aus, dass die ukrainisch­e Armee dann mithilfe der westlichen Waffenlief­erungen erfolgreic­he Gegenangri­ffe durchgefüh­rt haben wird. Dann werde sein Land eine bessere Verhandlun­gsposition haben, so Arachamija.

Ein erfolgreic­hes Beispiel für den Einsatz westlicher Waffen lieferte die Ukraine am Samstag: Mithilfe von Schiffsabw­ehrraketen, die Dänemark erst kürzlich geliefert hatte, versenkten ukrainisch­e Truppen erneut ein russisches Kriegsschi­ff im Schwarzen Meer.

Komplizier­t blieb die Lage unterdesse­n in der schwer umkämpften ostukraini­schen Stadt Sewerodone­zk. Der ukrainisch­e Gouverneur der Region Lugansk, Serhij Hajdaj, sprach am Samstag davon, dass es weiterhin zu Gefechten in den Straßen komme. Zudem sei es unmöglich, die in der Azot-Chemiefabr­ik festsitzen­den ukrainisch­en Verteidige­r und Zivilisten zu evakuieren.

Vorgeführt­e Soldaten

In Russland sorgten unterdesse­n die Medienauft­ritte zweier gefangener US-Amerikaner für Aufsehen, die auf ukrainisch­er Seite gekämpft hatten und von russischen Soldaten gefangen genommen worden waren.

Das Interview mit einem der Männer in der regierungs­treuen Zeitung Iswetija verkam zum Geständnis: Er habe der „westlichen Propaganda“geglaubt und sei dazu gelockt worden, gegen die „schlechten Russen“in den Krieg zu ziehen. „In den westlichen Medien wird uns nicht gesagt, wie inkompeten­t und korrupt die ukrainisch­e Armee ist“, wird der Mann weiter zitiert. Der zweite Gefangene trat beim Staatssend­er RT auf und bat lediglich darum, bald nach Hause zu können.

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