Hauen, stechen und spielen in Waterloo
Schlachtfeld. Vor dem belgischen Städtchen endete vor mehr als 200 Jahren Napoleons Herrschaft über Europa. Mit rund 1.500 Laiendarstellen wurde die Schlacht wieder detailgetreu nachgespielt
Kostüme, verwandeln sich in Husaren, Marketenderinnen oder Generäle.
Da wird unter lauten Befehlen das Anlegen der Gewehre geübt. Soldaten marschieren in Kolonnen auf, stellen sich in Linie, feuern Musketen und Kanonen ab, rennen mit Gebrüll durch die Felder.
Gräulicher Brei
Pascal hingegen hat sich in den Schatten seines Zelts am Rande des Schlachtfelds zurückgezogen. Mit seinen Hämmern, Sägen und sonstigem Werkzeug gehöre er zur unverzichtbaren Logistik der französischen Armee, meint der Pensionist schmunzelnd. Seine Frau kocht derweil zwei Zelte weiter einen Brei von seltsam gräulicher Farbe, der vermutlich auch 1815 wenige Soldatengaumen erquickt haben dürfte.
Aus dem Zeltlager der britischen Soldaten unter der Führung des Herzogs von Wellington hingegen ist lautes Spanisch zu hören. Haben denn Andalusier aufseiten der Briten gekämpft? Jorge, der mit größter Freude einen Schottenrock trägt, grinst breit. „Wir wollten einfach bei diesem Ereignis dabei sein, egal auf welcher Seite.“
Napoleon, ein Amerikaner
Auch kurios: Napoleon ist heute ein US-Amerikaner. Derselbe stechende Blick, dieselbe Adlernase und sogar dieselben 168 Zentimeter haben Mark Schneider zu einem der profiliertesten Darsteller des Korsen gemacht. Als ausgebildeter Historiker weiß der passionierte Napoleon-Darsteller zu überzeugen. Die Ähnlichkeit des Mannes aus Virginia mit dem „Empereur“ist frappant, besonders wenn Schneider seinen schwarzen Zweispitzhut aufsetzt, so wie ihn einst sein historischer Vorgänger trug.
Der Napoleon des Jahres 2022 braucht die Kopfbedeckung dringend: Glühend heiße 35 Grad sind an diesem Wochenende angesagt. Eine Hitzewelle quält die Laiendarsteller. Die derben Uniformstoffe von damals zwicken. Sonnenschirme sind verpönt – denn vom Pulverdampf bis zu den Zelten der Soldaten soll alles möglichst echt nach den Verhältnissen der historischen Schlacht aussehen.
Verheerende Verluste
Dabei war an jenem geschichtsträchtigen 18. Juni 1815 alles anders: Schwere Regenschauer hatten die Felder südlich von Waterloo in Morast verwandelt. Napoleons schwere Artillerie steckte lange im Schlamm fest. Acht Stunden lang währte das Gemetzel zwischen den 125.000 Mann der sogenannten Nordarmee Napoleons auf der einen und den rund 210.000 Soldaten der Allianz ihrer Gegner – Briten, Preußen und Niederländer – auf der anderen Seite.
Am Ende waren 40.000 Männer tot, vermisst oder verletzt, 10.000 verendete Pferde lagen auf den Feldern. Napoleon floh, musste abdanken und wurde bis zu seinem Tod auf die Insel St. Helena verbannt.
Wenig Wunder, dass Frankreich auch lange nach dieser historischen Entscheidungsschlacht mit Nachstellungen wenig Freude hatte. Doch in Belgien, das erst 15 Jahre nach dem großen Sterben in Waterloo gegründet wurde, zelebriert man das Hauen, Schießen und Stechen von damals jedes Jahr im Juni aufs Neue.
Kleinstadt
20 Autominuten südlich von Brüssel liegt die belgische Kleinstadt Waterloo. Rundherum, in den Wiesen und Feldern, tobte im Juni 1815 die Schlacht, die Napoleons Untergang besiegelte
335.
Tausend
Soldaten standen einander gegenüber – 125.000 Mann der französischen Armee und 210.000 Soldaten der Alliierten unter Führung des Herzogs von Wellington. Am Ende des Gemetzels waren an die 40.000 Soldaten tot oderverwundet gemacht hat Waterloo auch die schwedische Popgruppe Abba. 1974 dominierte ihr Song monatelang lang die Charts. Besungen wird eine verheerende Niederlage – in der Liebe
Mehr Bilder der nachgestellten Schlacht finden Sie online auf
16 Teilnehmer
Gruppe A: Österreich, Norwegen, England, Nordirland
Gruppe B: Deutschland, Dänemark, Spanien, Finnland
Gruppe C: Niederlande, Schweden, Portugal, Schweiz
Gruppe D: Frankreich, Italien, Belgien, Island
Vorrunde
6. Juli: Österreich spielt das Eröffnungsspiel gegen England im Old-Trafford-Stadion (Manchester)
11. Juli: Österreich spielt gegen Nordirland (Southampton)
15. Juli: Österreich spielt gegen Norwegen (Brighton)
Die Teamchefin
Irene Fuhrmann (41) spielte 22 Mal im Nationalteam