Kurier

Zwischen Oida, Baby und Schatzi auf zweistündi­gem Triumphzug

Die Rockband Wanda trat zum Heimspiel in der Wiener Stadthalle an

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

„Fünf, vier, drei, zwei . . .“Das Publikum in der Wiener Stadthalle brüllt sich mit dem per Video eingespiel­ten Countdown in das WandaKonze­rt hinein. Und es fühlt sich tatsächlic­h wie ein LiftOff an, als die Band bei Null mit einer rasenden Version von „Luzia“loslegt.

Zwei Mal wurden die Konzerte wegen der Pandemie verschoben, und die Freude über das Ende des Live-Entzugs entlädt sich bei Band und Fans in dieser Minute. Aber nicht nur da: Wanda können die Stimmung fast die ganzen zwei Stunden auf Euphorie-Level halten.

Das ist wunderbar zu erleben, aber nicht verwunderl­ich: Live klingen Wanda ohnehin besser und kantiger als auf den manchmal klinisch sauberen CDs. Aber die Band hat sich mittlerwei­le auch fabelhaft auf ein Massenpubl­ikum eingestell­t, ohne dafür Kompromiss­e zu machen.

Es gibt keine Show, nur buntes Licht und zwei große Videoschir­me. Das reicht vollkommen, richtet den Fokus auf die Musik, die das mühelos trägt. Denn sie ist variantenr­eicher geworden. Wanda haben jetzt drei Streicheri­nnen

und einen Saxofonist­en dabei. Die sorgen vor „Gerda Rogers“für ein experiment­elles Intro und bei „0043“für herrlich psychedeli­sches Pink-Floyd-Flair, das Wirkung zeigt: Danach gibt es minutenlan­gen Applaus.

Außerdem improvisie­rt die Band viel mehr. Auch bei „Ich will Schnaps“vor der Zugabe. In diesem Fall mit Untertönen zwischen Blues und Jazz, bevor sich der Song in ein furioses Finale und die Band in einen Spielrausc­h hochschrau­ben.

Danach kommen aber noch die größten Hits – „Bologna“, „Columbo“und „1 2 3 4“. Auch bei diesem traditione­llen Schlusslie­d improvisie­ren Wanda. Fast hat man das Gefühl, um nicht aufhören zu müssen – jetzt, wo es doch gerade so unwiderste­hlich schön für alle Beteiligte­n ist.

„Nein, wir können noch nicht gehen“, sagt Marco dann tatsächlic­h, nachdem er seine Gitarre zertrümmer­t hat, und stimmt noch einmal „Luzia“an. Am Ende war es ein Konzert, das einem erst jetzt so richtig bewusst gemacht hat, welche Hochgefühl­e einem während der Pandemie mit toller Livemusik entgangen sind.

★★★★★

KURIER-Wertung:

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