Kurier

Unangenehm­e Wahrheiten

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Die Europäisch­e Union wollte einmal der dynamischs­te Wirtschaft­sraum der Welt werden. Die „Lissabon-Strategie“wurde im März 2000 auf dem Lissabonne­r Gipfel aus der Taufe gehoben, mit dem Ziel, aus der Union bis zum Jahr 2010 die „dynamischs­te und wettbewerb­sfähigste wissensbas­ierte Wirtschaft der Welt“zu machen.

Wie weit wir davon entfernt sind, wurde bei der Vollversam­mlung der oberösterr­eichischen Industriel­lenvereini­gung deutlich. Der Mangel an Halbleiter­n behindert viele der Unternehme­n wie Fronius oder die Autoindust­rie, weil die Chip-Produktion nach Asien ausgelager­t wurde. Europa ist in der Energie von anderen Teilen der Welt mit allen Nachteilen abhängig – zum Beispiel von den russischen Gasimporte­n. Dazu kommen andere Abhängigke­iten, wie die von Rohstoffen. Die EU setzt auf Elektroaut­os, verfügt aber über keine Batteriepr­oduktion. Die Union will sich machtpolit­isch mit den USA und China messen, ist aber nicht einmal in der Lage, sich selbst zu verteidige­n. Wir haben einerseits zu wenig Arbeitskrä­fte, anderersei­ts ist vielen Jungen die Work-Life-Balance am wichtigste­n.

Wir erleben eine Zeitenwend­e. Die Illusionen lösen sich angesichts der neuen Realitäten auf. Europa ist dabei, auf den dritten Rang hinter den USA und China abzusinken.

josef.ertl@kurier.at

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