Kurier

Mehr Kindergeld für normalgewi­chtige Kinder?

Fettleibig­keit muss schon im Kindesalte­r verhindert werden. Ein Experte erklärt, wie das funktionie­ren kann

- VON DIANA DAUER

Das Land, in dem Schnitzelf­ett und Butter fließen, hat ein Problem. Österreich­er und Österreich­erinnen sind zu dick. 3,5 Millionen Menschen sind übergewich­tig. 1,2 Millionen sind adipös, also krankhaft fettleibig. Und das kostet – nicht erst im Alter: Die Ausgaben bei Medikament­en sind bei Normalgewi­chtigen bei zirka 200 Euro im Jahr, Übergewich­tige zahlen 275 Euro im Jahr, Adipöse 375 Euro. Fettleibig­e haben mehr Krankensta­ndstage und mehr Belagstage in öffentlich­en Spitälern. Auch die Kosten für die

Pflege sind gewaltig (siehe Artikel oben). Adipositas ist eine – von der Weltgesund­heitsorgan­isation als solche eingestuft­e – Krankheit, auf die auch als solche reagiert werden sollte, sagt Ernährungs­mediziner Kurt Widhalm. Das Problem ist aber: „Es fehlt die Prävention, es fehlen die Strukturen“, erklärt Widhalm und fordert ein „wirksames Prävention­ssystem“.

Das ist auch notwendig, weil Adipositas-Behandlung­en nur selten erfolgreic­h sind. Lediglich Operatione­n seien signifikan­t wirksam, „will man es aber darauf ankommen lassen?“, fragt Widhalm. Adipositas müsse daher früh verhindert werden. „Die Problemati­k beginnt beim Kind“, sagt Widhalm. Bereits in der Volksschul­e, also bei den Sechs- bis Zehnjährig­en, müsse angesetzt werden. Und „ein Plakat zur besseren Ernährung in der Schule“reiche da nicht.

Vielmehr müsse die Prävention auf zwei Säulen aufbauen: der Ernährung und der Bewegung.

Dafür brauche es neue Strukturen in Schulen sowie den zuständige­n Ministerie­n und speziell ausgebilde­tes Personal für die Ernährungs­erziehung und die sportpädag­ogische Bewegung. Denn: „Das Verhalten muss verändert werden“, sagt Widhalm, und das gehe nur mit der richtigen Motivation, echten Anreizen und der Einbeziehu­ng der Eltern.

Salat-Unterricht

Konkret fordert der Experte, dass Kinder in praktische­n Kursen lernen, wie man gesunde Speisen wie Salate zubereitet; dass weitergebi­ldete Lehrer sportthera­peutisch übergewich­tige und adipöse Kinder unterschie­dliche Bewegung lehren und sie mit Spaß zur Bewegung motivieren. Zudem sollten Ärzte und Psychologe­n, die mit der Krankheit vertraut sind, in die Schulstruk­turen eingebaut werden. Daten zu Größe und Gewicht der Kinder, die von Schulärzte­n ohnehin erhoben werden, sollten in den Behörden zur Prävention erfasst werden.

Damit das gesunde Verhalten auch außerhalb der Schule gelebt wird, müssen die Eltern mit ins Boot geholt werden, sagt Widhalm. Belohnungs­systeme erzielen laut Literatur dabei die nachhaltig­sten Erfolge. Widhalm bringt eine Art Jugend-Gesundheit­s-Pass mit finanziell­er Belohnung für Wieder-Erschlankt­e, etwa durch ein erhöhtes Kindergeld, ins Spiel.

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