Kurier

Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht!

Der gelernte Kindergärt­ner Heinz Horak ist seit 15 Jahren Schiedsric­hter. Warum er seinen Zweitjob liebt, wie viel er damit verdient und was sein Fahrzeug dabei für eine Rolle spielt

- VON PETER GUTMAYER

Die Drohung, man wisse, wo er sein Fahrzeug abgestellt habe, gehört oft noch zu den harmlosere­n Dingen, die einem Schiedsric­hter an den Kopf geworfen werden. Im Fußball. Im American Football ist das anders, wie Heinz Horak berichtet: „Mich hat einmal ein Ordner auf dem Parkplatz vor dem Stadion gefragt, ob ich nicht die Parkkarte wegnehmen will.“Diese lag gut sichtbar hinter der Windschutz­scheibe und wies Horak als Schiedsric­hter aus. „Ich hab nur gesagt, dass das nicht notwendig sei.“

Seit 15 Jahren ist Horak (54) Football-Schiedsric­hter, seit dem Vorjahr auch in der European League of Football (ELF). Dort hält er gemeinsam mit seinem Kollegen Rene Hölbling die rot-weiß-roten Fahnen hoch. Die Motivation ist groß: „Ich will es immer besser machen, das bin ich den Spielern und den Fans schuldig.“Anders als oft im Fußball gilt ein Unparteiis­cher im Football nicht als Feindbild. „Fans laden mich zum Stammtisch ein, damit ich ihnen die Regeln erkläre“, sagt Horak stolz.

Großer Respekt

60 Kilo hat der ehemalige 150-Kilo-Mann abgenommen – auch als Schiedsric­hter muss man topfit sein. „Im letzten Spiel bin ich 17 Kilometer gelaufen“, erzählt Horak selbst ein wenig überrascht. Das ist deutlich mehr, als die meisten Profi-Fußballer in 90 Minuten zurücklege­n. Horak ist gelernter Kindergärt­ner und erkennt da auch durchaus Parallelen zum Football. „Wenn ein 2,10 Meter großer und 150 Kilo schwerer Mann sich ärgert und aufstampft, dann ist er wie ein kleines Kind. In seiner Welt ist gerade etwas passiert, das ihm ganz und gar nicht gepasst hat.“

Nach dem Ärger zeigen aber auch die Spieler Respekt. Respekt, den sich Horak erarbeitet hat. Sein Leitsatz: „Ich bin da, um auf dich aufzupasse­n.“ Trifft sowohl im Kindergart­en als auch auf dem Football-Feld zu. „Als ich einer Frau eines Spielers gesagt habe, dass ich auf ihren Mann aufpasse, hat sie sich bedankt bei mir.“

Internatio­nale Crew

Rund 20 Stunden pro Woche steckt Heinz Horak in seinen Zweitjob – und das, bevor das Spiel losgeht. Es beginnt bereits am Montag, Online-Besprechun­gen und Videostudi­um stehen genauso auf dem Programm wie die Kontaktauf­nahme zu den Kollegen. Die Schiedsric­hter-Crew für ein Football-Spiel besteht immer aus neun Leuten. Die kommen jeweils aus ganz Europa zusammen.

„Zuletzt war der Hauptschie­dsrichter aus den USA, er lebt jedoch in Polen. Dazu kamen wir zwei Österreich­er, zwei Norweger, ein Ungar, ein Pole, ein Serbe und ein Kroate“, erzählt Horak. Der Zusammenha­lt sei groß, er selbst bringe auch jedes Mal Mannerschn­itten als Geschenke mit und freut sich über Präsente aus anderen Ländern. Konkurrenz­denken oder Neid gibt es nicht, im Gegenteil. „Kritik ja, aber immer konstrukti­v. Wir wollen uns immer gegenseiti­g helfen, keiner lässt den anderen sterben“, erzählt

Horak.

Ganz wichtig sei auch die Nachbereit­ung der Spiele. „Da bekomme ich Rückmeldun­g, ob ich beispielsw­eise richtig gestanden bin.“In der ELF gibt es dafür sogar eine eigene Abteilung, die Tipps gibt. Horak: „Die Liga macht das sensatione­ll.“

Rundum glücklich

Was Horak antreibt? „Die Liebe zum Football.“Die braucht es auch, denn das Geld kann nicht die Motivation sein. Wenn man alles zusammenre­chnet, kommt ein Schiedsric­hter auf einen Stundenloh­n von gerade einmal rund sechs Euro.

Bevor die Nachbereit­ung direkt in die Vorbereitu­ng auf die nächste Partie übergeht, darf man es sich aber auch einmal kurz gut gehen lassen. „Nach dem letzten Spiel bin ich zu Hause im Pool gesessen und meine Frau hat mir einen Aperol-Spritzer gebracht. Ich war erledigt, aber rundum glücklich“, erinnert sich Horak.

Und es war ihm völlig egal, wer wusste, wo sein Auto steht.

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Kindergärt­ner für die großen Jungs: Schiri Heinz Horak
 ?? ?? Alles im Blick: Neun Schiedsric­hter pro Spiel sorgen für Ordnung
Alles im Blick: Neun Schiedsric­hter pro Spiel sorgen für Ordnung

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