Westen knackt den Hitze-Rekord
Der Sonntag war der bisher wärmste Tag des Jahres, Bäderbetreiber freuten sich
Zwei Tage vor dem offiziellen Sommerbeginn haben sich die Temperaturen am Sonntag an die jeweiligen Bundesländerekorde für Juni genähert. In Vorarlberg wurde der bisherige Höchstwert sogar übertroffen. Feldkirch war Hitzepol Österreichs: Laut dem Wetterdienst Ubimet erreichte die Temperatur dort am Nachmittag 36,5 Grad Celsius, dicht gefolgt von Bludenz, wo am Nachmittag 35,8 Grad gemessen wurden.
„Das ist heute bei Weitem der heißeste Tag des Jahres“, sagt UbimetMeteorologe Michele Salmi. Im Osten zeigte das Außenthermometer zwischen 28 und 31 Grad an. Sogar in 2.000 Meter Höhe hatte es noch um die 20 Grad. Damit liegen die Temperaturen
derzeit um fünf bis zehn Grad über durchschnittlichen Juni-Werten.
Wiens Freibäder erlebten ob der Hitze am Sonntag einen regelrechten Ansturm, wie Bädersprecher Martin Kotinsky schildert. „Zu Mittag hat es begonnen, jetzt stehen die Besucher Schlange.“35.000 Besucher wurden bereits am Samstag in Wiens Freibädern gezählt, am Sonntag waren es etwa 60.000 Gäste, zog Kotinsky gegen 16 Uhr eine erste Bilanz.
Sprung ins kühle Nass
Auch am Neusiedler See suchten die Besucher Abkühlung. „Es ist das stärkste Wochenende bisher in diesem Jahr“, freut sich Stefanie Labner von der Surf- und Segelschule „Nordstrand“. Denn neben dem warmen Wetter passten auch die Windverhältnisse.
Grad Celsius
wurden am Sonntag in Feldkirch (Vbg.) gemessen. Damit wurde dort der JuniRekord von 1950 um 0,2 Grad übertroffen
Grad
war der Juni-Rekord in NÖ im Jahr 2013
Gefragt sei vor allem das Windsurfen sowie die neue Trendsportart Wingsurfen, wo die Sportler mit dem Brett über das Wasser schweben.
Gut besucht war jedenfalls der Natur Eispalast am Hintertuxer Gletscher in Tirol, sagt Mitarbeiterin Antonia Erler. „Bei uns hat es das ganze Jahr über immer 0 Grad.“
Ins Schwitzen gerieten die Mitarbeiter der Eissalons. „An so einem heißen Tag verkaufen wir schon um 30 Prozent mehr Eis“, sagt Joachim Kitzwögerer, der im Osten etliche „Eismacher“-Filialen betreibt. Eine Tonne Erdbeeren hat er für die Herstellung des Fruchteises gekauft.
Auch in der neuen Woche bleibt es überdurchschnittlich warm mit bis zu 33 Grad, allerdings wird das Wetter unbeständiger.
Alltagsheldin. Die große Stadt ist so anonym, heißt es immer. Jeder ist auf sich alleine gestellt. Niemand kümmert sich um den anderen. Kann sein, muss aber nicht.
Die Nachbarin meiner Freundin M. beschränkt den Kontakt sicherheitshalber auf das Nötigste. Zufällige Begegnungen im Stiegenhaus werden mit einem kurzen Gruß quittiert. Schnell verschwindet die betagte Frau W. wieder hinter ihrer Tür und dreht den Schlüssel um. Zu Recht, möchte man meinen – immer wieder kommt es zu Überfällen, besonders auf wehrlose Ältere.
Doch dann ereignete sich ein anderer Fall: Freundin M. war gerade auf dem Weg hinaus, da hörte sie hinter Frau W.s Tür ein Wimmern. Es hätte auch das Radio sein können, doch sie blieb stehen und klopfte an. Das Wimmern ertönte abermals. Frau W. war gestürzt und kam nicht alleine auf. M. bot an, Hilfe zu holen, doch W. zögerte – sie war nicht bekleidet, als sie gestürzt ist.
Also setzte sich M. vor die Tür, und die beiden Frauen begannen ein Gespräch. M. erfuhr, dass W. kaum Angehörige hatte und nicht nur den Nachbarn gegenüber, sondern generell ein zurückgezogenes Leben führte.
Es wurde spät, und M. drängte abermals, Hilfe holen zu dürfen. Sie versprach, die arme Frau W. zu bedecken, sobald die herbeigeholte Hilfe die Tür geöffnet hat. Also willigte W. ein. Kurz darauf waren Feuerwehr, Rettung und Polizei da, machten den Weg frei und ließen M. zuerst hinein, damit sie Frau W. mit einem Bademantel umhüllen konnte.
Inzwischen ist Frau W. wieder zu Hause und hat sich die Telefonnummer von M. geholt. Bei Begegnungen im Stiegenhaus bleiben die beiden Frauen jetzt kurz stehen, um zu plaudern.
In der großen Stadt kümmern sich die Menschen umeinander. Sie müssen nicht, aber es ist wertvoll, wenn sie es tun.