Kurier

Ein Stanitzel, e-Moll und surreales Kochen

Der Nino aus Wien über sein neues, sehnsuchts­volles Album „Eiszeit“, dessen wunderschö­ne Lieder alle während der Covid-Zeit entstanden sind

- VON GUIDO TARTAROTTI

„Meine Mutter hatte einmal ein Eisgeschäf­t im 22. Bezirk, das hieß ,Eiszeit’“, erzählt Nino Mandl. Und so heißt auch das neue Album vom Nino aus Wien: „Eiszeit“. Auf dem Cover sieht man ein Stanitzel mit drei Eiskugeln darauf.

Der Titel ist aber auch eine Anspielung auf eine eisige Zeit: Die Lieder sind alle während der Covid-Pandemie entstanden, schreibt Nino im Booklet. Mandl: „Ich wollte diese Zeit festhalten. Man schreibt ja auch anders. Ich bin draufgekom­men, wie sehr ich diese zufälligen Begegnunge­n, Partys und Reisen vermisse. Jetzt war ich halt allein, in mir selbst und zu Hause.“

Yoga und Romantik

Das hört man den Liedern an – sie klingen zart, verletzlic­h, sehnsuchts­voll, auch romantisch. Mandl: „Sowas kommt raus, wenn man mit seiner Freundin und zwei Katzen in der Wohnung bleibt. Der erste Lockdown war wunderschö­n, eine der besten Zeiten in meinem Leben. Es war auch eine der gesündeste­n Zeiten in meinem Leben, ich habe zu rauchen aufgehört, Yoga gemacht, den Fleischkon­sum reduziert. Der zweite Lockdown war dann zacher.“

Die Zeit jetzt gerade, die Stimmung derzeit, die findet er schwierig –„auch wegen des Ukraine-Krieges“.

Mandl hat seinen ganz eigenartig­en Gesangssti­l verfeinert, er klingt immer noch schüchtern, dabei aber paradoxerw­eise fast schon selbstbewu­sst. Mandl: „Ich arbeite mit meinen Möglichkei­ten. Ich bin kein großer Sänger, aber ich singe gern. Ich schreib die Lieder auch beim

Singen. Ohne Gitarre finde ich nicht zu meinen Liedern. Ab und zu singe ich auch im Gehen, in die Luft oder in meinen Kopf hinein.“

Singen im Kopf

Den Song „Olles hot sei End“hat er tatsächlic­h beim Spaziereng­ehen auf dem Zentralfri­edhof geschriebe­n. „Ja, am 1. November. Im Gehen hatte ich die Melodie im Kopf und hab mir den Text selbst als SMS geschriebe­n. Ich würde gerne einmal ein ganzes Sprachmemo-Album aufnehmen. Ich find den Sound schön, wenn man nahe genug hingeht.“

Eine wunderbare Zeile auf dem neuen Album geht so: „Auch wenn ich manchmal lässig bleib/hab ich Ängste für drei.“Mandl: „Ja, manchmal bleibe ich lässig, aber nur manchmal. Natürlich habe ich Ängste. Die kamen jetzt auch vielleicht mehr in den Sinn. Man hatte viel Zeit zum Nachdenken. Es hat sich viel verändert, und wir wissen nicht, wie es weitergeht.“

Wie ist seine derzeitige Grundverfa­sstheit? „Keine Panik. Hoffnungsv­oll, immer. Die Hoffnung darf nicht sterben!“ Hilft das Singen dabei? „Ja, viele Leute haben gar nichts, ich habe zumindest etwas, das ich tun kann. Ich kann Lieder schreiben, die auch jemand anhören will, das ist ein Glück.“

Als Teenager wollte Mandl nur Texte schreiben. Dann ist ihm eine Gitarre „in die Hand gefallen. Und ich habe gemerkt: Mit Gitarre geht alles einfacher.“Das Spielen hat er sich selbst beigebrach­t. „Ich war in einem Gitarrenku­rs, aber nur eine Stunde, das hat nicht gepasst. Aber man lernt schnell, wie ein e-Moll und ein a-Moll gehen, und das ist dann eh schon ein Song.“

Kochbuch

Würde er seine Lyrik gerne einmal in Buchform veröffentl­ichen? „Das schwebt immer im Raum, als Idee. Keinen Roman. Nur kurze Texte zum Lesen. Oder ein Kochbuch. Ein surreales Kochbuch! Ich koche ziemlich schwach und würze ziemlich stark. Ich muss besser werden, bevor ich ein Kochbuch schreibe, egal, wie surreal ich koche.“

Mandl ist im Gespräch fast schüchtern, auf der Bühne aber selbstbewu­sst. „Ich bin sicher sehr scheu, vor allem, wenn ich wen nicht so gut kenne. Aber die Sicherheit von Bühne und Mikrofon, die hilft mir, mich auf der Bühne zu Hause zu fühlen. Man kann machen, was man will, und die Leute hören einem zu im besten Fall.

Wer ihm zuhören möchte – die nächsten Gelegenhei­ten sind am 25. Juni (Seestadt Aspern, Ilse-Buck-Straße 8),

26. Juni (Kurpark Baden),

27. Juni (Rhiz Wien), 28. Juni (Reutte) und am 29. Juni (Treibhaus Innsbruck).

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