Denkwürdiges von Weinberg, ein fulminanter Schostakowitsch und Dvoraks „Freude“
Philharmoniker mit Andris Nelsons und Håkan Hardenberger
Kritik. Wenn ein Konzert mit kluger Dramaturgie, exzellenter Umsetzung und glänzender Besetzung besticht, ist häufig von einem im Abonnement der Wiener Philharmoniker die Rede. Deren letztes in dieser Saison mit Andris Nelsons am Pult, mit dem sie zwei Tage zuvor das „Sommernachtskonzert“spielten, ließ keinen Wunsch offen.
Den Auftakt im Musikverein gab das „Konzert für Trompete und Orchester“von Mieczysław Weinberg mit Håkan Hardenberger als Solisten. Famos das Spektrum an Klangfarben, das Hakenberger virtuos seinem Instrument entlockte, genuin seine Piano-Kultur. Fein abgestimmt der Dialog mit dem Schlagwerk, glänzend seine Kadenz. Deutlich intonierte er das Zitat von Gustav Mahlers „Fünfter“. Wie ein zarter Hauch wehte eine Walzer-Sequenz durch das Finale. Nelsons ließ Ironie und Melancholie spüren und rückte das Werk mit Drive in die Nähe von Weinbergs Mentor und Fürsprecher im stalinistischen Regime, Dmitri Schostakowitsch, mit dessen „Neunter“er fortsetzte.
Die Symphonie in Es-Dur, op. 70, hätte den Sieg Russlands über Nazi-Deutschland feiern sollen. Doch Schostakowitsch verblüffte mit einer Groteske, was Nelsons in seiner scharf akzentuierten Lesart betonte, da saß jede Pointe.
Ein Musterbeispiel, dass höchste Präzision und große Emotionen kein Widerspruch sind. Allein wie der lettische Dirigent den Schalk im ersten Satz mit dem fulminant spielenden Orchester hörbar machte, demonstrierte: besser kann man einem Diktator keine lange Nase drehen.
Mit Antonín Dvořák, 6. Symphonie in D-Dur, op. 60, ließen die Wiener diese Spielzeit ausklingen. Ausdruck purer Freude in herrlichste Töne gefasst, ein Wechselspiel zwischen Übermut und Sanftmut führte in Dvoraks böhmische Sphären. Das bejubelte Konzert ließ die Solostimmen im Orchester brillieren.