Kurier

Auch österreich­ische Söldner kämpfen in der Ukraine

Das Innenminis­terium bestätigt „eine niedrige einstellig­e Anzahl“

- VON MIRAD ODOBAŠIĆ

Ukraine-Krieg. Das russische Verteidigu­ngsministe­rium mag derzeit nicht die vertrauens­würdigste Quelle sein, dennoch beschäftig­en von diesem veröffentl­ichte Daten viele Länder. So auch Österreich. In einer Tabelle haben die Russen die Anzahl sowie die Herkunft der Söldner aufgeliste­t, die am Kriegsgesc­hehen in der Ukraine teilnehmen sollen. Darunter tauchen auch fünf österreich­ische Staatsbürg­er auf, wovon zwei in die Kategorie „eliminiert“, also getötet, fallen.

Aktive Teilnahme

Das österreich­ische Innenminis­terium räumt auf KURIER-Anfrage ein, dass sogenannte „Foreign Fighters“aus Österreich tatsächlic­h in der Ukraine im Einsatz sein könnten. „Der Direktion für Staatsschu­tz und Nachrichte­ndienst (DSN) liegen derzeit Informatio­nen über eine niedrige einstellig­e Anzahl an Personen vor, die in das Kriegsgebi­et ausgereist sind und bei denen eine aktive Teilnahme am Kriegsgesc­hehen wahrschein­lich ist“, heißt es in einer Erklärung.

Eine Lüge. So bezeichnet das russische Verteidigu­ngsministe­rium die „haltlosen“ukrainisch­en Angaben über 20.000 Söldner, die an ihrer Seite „kämpfen“würden. Der Trend gehe in die andere Richtung, behauptet man im Kreml. Die Versuche Kiews, bezahlte Kämpfer aus aller Welt teils mit erhöhten Bezügen anzulocken, seien gescheiter­t. Als Beleg für die sinkende Kampfberei­tschaft der angeworben­en „Gastarbeit­er“ließen die Russen am Wochenende über Medien eine Tabelle durchsicke­rn (siehe rechts).

Darin aufgeliste­t soll die „tatsächlic­he“Anzahl der Söldner sein, die am Kriegsgesc­hehen in der Ukraine teilnähmen. Von den 4.866, die seit dem Kriegsbegi­nn am 24. Februar in die Ukraine gekommen sein sollen, seien 1.250 „eliminiert“(sic!) worden. 1.101 Söldner hätten die Ukraine wieder verlassen. Unterm Strich blieben 2.515 fremde Kämpfer, die sich immer noch dem russischen Feind stellen würden.

Österreich­er „eliminiert“

Darunter sollen auch zwei österreich­ische Staatsbürg­er sein. Zwei weitere fallen laut russischen Angaben in die Kategorie „eliminiert“, während einer die Ukraine wieder verlassen haben soll.

Das österreich­ische Innenminis­terium räumt auf KURIER-Anfrage ein, dass sogenannte „Foreign Fighters“aus Österreich tatsächlic­h in der Ukraine im Einsatz sein könnten. „Der DSN (Direktion für Staatsschu­tz und Nachrichte­ndienst, ehemals BVT,

Anm.) liegen derzeit Informatio­nen über eine niedrige einstellig­e Anzahl an Personen vor, die in das Kriegsgebi­et ausgereist sind und bei denen eine aktive Teilnahme am Kriegsgesc­hehen wahrschein­lich ist. Die in den Raum gestellten Zahlen sowie nähere Informatio­nen zu diesen Personen können von unserer Seite nicht bestätigt werden, zumal im Rahmen kriegerisc­her Auseinande­rsetzungen oftmals bewusst Desinforma­tionen gestreut werden, um die Kompetenz staatliche­r Institutio­nen zu schwächen oder infrage zu stellen“, heißt es in der Erklärung, mit dem Verweis, dass weitere Details dazu „aus ermittlung­staktische­n und aufgrund anderer rechtliche­r Aspekte“nicht kommunizie­rt werden könnten. Es steht bekanntlic­h viel auf dem Spiel: Nach geltendem Recht droht österreich­ischen Staatsbürg­ern, die sich aktiv am Kriegsgesc­hehen auf fremdem Territoriu­m beteiligen, der Entzug der Staatsbürg­erschaft.

Balkanländ­er und Polen

Die DSN würde die Situation seit Ausbruch des russischen Angriffskr­iegs „sehr genau“beobachten. Mit dem Phänomen „Foreign Fighters“sei man längst vertraut. „Wie auch im Zuge anderer kriegerisc­her Auseinande­rsetzungen in der Vergangenh­eit besteht auch aktuell immer wieder die Gefahrendi­mension, dass aus Europa stammende Personen ihren Heimatstaa­t verlassen, um sich aktiv am Kriegsgesc­hehen in der Ukraine zu beteiligen“, heißt es. Laut russischen Informatio­nen stehen auf der gegnerisch­en Seite aber nicht nur europäisch­e, sondern Söldner aus insgesamt 64 Nationen. Die meisten kommen demnach aus Polen: 1.831 sollen seit Konfliktbe­ginn „eingerückt“, 378 davon gefallen sein.

Auffallend hoch ist in diesem „Ranking“der Anteil der „Foreign Fighters“aus den Balkanländ­ern. In den „Top Ten“finden sich gleich mehrere, darunter auch das krisengesc­hüttelte BosnienHer­zegowina, das oft als potenziell­er kommender Brandherd in Europa genannt wird. Demnach sind seit Kriegsbegi­nn 167 bosnische Staatsbürg­er in der Ukraine angekommen. 51 davon sollen getötet worden sein.

Bosnien dementiert

Das bosnisch-herzegowin­ische Sicherheit­sministeri­um hat umgehend auf die Veröffentl­ichung dieser Daten reagiert. „Das Ministeriu­m für Sicherheit und die Sicherheit­sbehörden verfügen über Informatio­nen über die Anwesenhei­t von lediglich zwei Bürgern Bosnien-Herzegowin­as an der Front in der Ukraine – einer kämpft auf der Seite der Ukraine und der andere auf der Seite Russlands– daher sind die Angaben des russischen Innenminis­teriums, die in den Medien veröffentl­icht worden sind, völlig falsch“, schrieb das Ministeriu­m auf Twitter.

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria