Eine Milliarde Euro für E-Motoren-Produktion
BMW investiert am Standort Steyr kräftig
Neues Modell. Für Elektroautos wurden im BMWWerk in Steyr bisher nur Gehäuse produziert. Das soll sich nun ändern: Künftig soll ein neuer Elektromotor entwickelt und infolge gebaut werden. Mitte 2024 will man mit einer Vorserie beginnen, der Produktionsstart ist für 2025 vorgesehen. Sukzessive sollen dann 600.000 Elektromotoren jährlich gefertigt werden. Zu den bisher vier Montagelinien, auf denen Benzinund Dieselmotoren gebaut werden und die vorerst auch erhalten bleiben, kommen zwei weitere für Elektro dazu. Insgesamt wird bis 2030 knapp eine Milliarde Euro investiert. Bis dahin soll die Hälfte der 4.400 Beschäftigten im Bereich E-Mobilität tätig sein.
Seit 40 Jahren produziert BMW an seinem Standort im oberösterreichischen Steyr Verbrennermotoren. Vor drei Jahren kamen Gehäuse für Elektroantriebe dazu. Und gestern, Montag, erfolgte der Startschuss für die komplette E-Motorenfertigung und das in gewohnter BMW-Manier.
„Wir entwickeln und fertigen hier für einen völlig neuen Elektroantrieb vom Starter über den Rotor bis hin zum Getriebe alles“, erklärte Werkschef Alexander Susanek bereits zuvor in einem KURIER-Interview die Pläne. „Das ist der wichtigste Meilenstein seit der Grundsteinlegung. Er sichert die Zukunft des Standorts.“
BMW investiert dafür im weltweit größten Motorenwerk der Gruppe 710 Millionen Euro bis zum Jahr 2030 in die Produktion, um weitere 230 Millionen soll die Entwicklung ausgebaut werden. „Schon jetzt sind 700 Motoren-Entwickler in Steyr tätig, ein Drittel davon für E-Mobilität“, sagt Susanek. „2030 sollen es 90 Prozent sein.“Über mögliche Förderungen seitens des Bundes oder des Landes sind laut Susanek noch keine konkreten Vereinbarungen getroffen worden.
Für Produktion und Logistik werden auf 60.000 m2 (entspricht 8 Fußballfeldern) zwei komplett neue, zweigeschossige Hallen errichtet. Bereits jetzt wird das Baufeld dafür freigemacht, nämlich auf einem nicht mehr genutzten Teil des Werksgeländes.
Die Grundsteinlegung am Montag ließen sich unter anderen auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und Landeshauptmann Thomas Stelzer nicht entgehen. „Das Werk ist ein wichtiger Puzzlestein im Transformationsprozess“, würdigte Nehammer den Ausbau, um anschließend dem anwesenden BMW-Vorstandsmitglied Milan Nedeljković mit einem Schulterklopfer für die Entscheidung zu danken. „Es ist ein Bekenntnis zum Standort und ein Bekenntnis an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“,
holte auch Stelzer aus. Mit solchen Innovationen schlage man mehrere Fliegen mit einer Klappe, war sich Kogler sicher, vereine man auf diese Weise doch Energiewende mit Arbeitsplätzen.
Schließlich zogen sich Nehammer und Nedeljković Arbeitshandschuhe über und übergaben symbolisch einen
Rotor an vier Lehrlinge, die den Rest der Arbeit übernahmen und ihn in einen Elektromotor einbauten – Übung für die Zukunft. Denn die Vorserienproduktion soll schon im Sommer 2024 anlaufen, die Serienproduktion im Herbst 2025. Jährlich sollen dann auf zwei Fertigungslinien 620.000 Einheiten vom Band laufen. „Wir können uns da durchaus mit dem Werk in Dingolfing vergleichen“, sagt Susanek.
Auch Verbrenner
Für die Produktion von klassischen Verbrennern soll sich Susanek zufolge bis auf Weiteres nichts ändern. „Wir werden künftig zwei sehr solide
Standbeine haben.“Aktuell laufen jährlich mehr als eine Million Benzin- und Dieselantriebe in Steyr vom Band. „Das wird kurzfristig auf diesem Niveau bleiben, wir werden weiter gut ausgelastet sein.“Denn das Werk beliefert auch Märkte außerhalb der EU, wo Neuzulassungen mit Verbrennermotor ja ab 2035 verboten werden sollen. „2035 wird auch für einige EU-Länder eine große Herausforderung“, so Susanek.
Es werde auch weiter an der Optimierung von Verbrennerantrieben gearbeitet, allerdings müsse dafür schon viel investiert werden. „Die Technologie hat ihren Höhepunkt erreicht.“