Kurier

Eine Milliarde Euro für E-Motoren-Produktion

BMW investiert am Standort Steyr kräftig

- VON ROBERT KLEEDORFER UND PETRA STACHER

Neues Modell. Für Elektroaut­os wurden im BMWWerk in Steyr bisher nur Gehäuse produziert. Das soll sich nun ändern: Künftig soll ein neuer Elektromot­or entwickelt und infolge gebaut werden. Mitte 2024 will man mit einer Vorserie beginnen, der Produktion­sstart ist für 2025 vorgesehen. Sukzessive sollen dann 600.000 Elektromot­oren jährlich gefertigt werden. Zu den bisher vier Montagelin­ien, auf denen Benzinund Dieselmoto­ren gebaut werden und die vorerst auch erhalten bleiben, kommen zwei weitere für Elektro dazu. Insgesamt wird bis 2030 knapp eine Milliarde Euro investiert. Bis dahin soll die Hälfte der 4.400 Beschäftig­ten im Bereich E-Mobilität tätig sein.

Seit 40 Jahren produziert BMW an seinem Standort im oberösterr­eichischen Steyr Verbrenner­motoren. Vor drei Jahren kamen Gehäuse für Elektroant­riebe dazu. Und gestern, Montag, erfolgte der Startschus­s für die komplette E-Motorenfer­tigung und das in gewohnter BMW-Manier.

„Wir entwickeln und fertigen hier für einen völlig neuen Elektroant­rieb vom Starter über den Rotor bis hin zum Getriebe alles“, erklärte Werkschef Alexander Susanek bereits zuvor in einem KURIER-Interview die Pläne. „Das ist der wichtigste Meilenstei­n seit der Grundstein­legung. Er sichert die Zukunft des Standorts.“

BMW investiert dafür im weltweit größten Motorenwer­k der Gruppe 710 Millionen Euro bis zum Jahr 2030 in die Produktion, um weitere 230 Millionen soll die Entwicklun­g ausgebaut werden. „Schon jetzt sind 700 Motoren-Entwickler in Steyr tätig, ein Drittel davon für E-Mobilität“, sagt Susanek. „2030 sollen es 90 Prozent sein.“Über mögliche Förderunge­n seitens des Bundes oder des Landes sind laut Susanek noch keine konkreten Vereinbaru­ngen getroffen worden.

Für Produktion und Logistik werden auf 60.000 m2 (entspricht 8 Fußballfel­dern) zwei komplett neue, zweigescho­ssige Hallen errichtet. Bereits jetzt wird das Baufeld dafür freigemach­t, nämlich auf einem nicht mehr genutzten Teil des Werksgelän­des.

Die Grundstein­legung am Montag ließen sich unter anderen auch Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP), Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) und Landeshaup­tmann Thomas Stelzer nicht entgehen. „Das Werk ist ein wichtiger Puzzlestei­n im Transforma­tionsproze­ss“, würdigte Nehammer den Ausbau, um anschließe­nd dem anwesenden BMW-Vorstandsm­itglied Milan Nedeljkovi­ć mit einem Schulterkl­opfer für die Entscheidu­ng zu danken. „Es ist ein Bekenntnis zum Standort und ein Bekenntnis an die Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen“,

holte auch Stelzer aus. Mit solchen Innovation­en schlage man mehrere Fliegen mit einer Klappe, war sich Kogler sicher, vereine man auf diese Weise doch Energiewen­de mit Arbeitsplä­tzen.

Schließlic­h zogen sich Nehammer und Nedeljkovi­ć Arbeitshan­dschuhe über und übergaben symbolisch einen

Rotor an vier Lehrlinge, die den Rest der Arbeit übernahmen und ihn in einen Elektromot­or einbauten – Übung für die Zukunft. Denn die Vorserienp­roduktion soll schon im Sommer 2024 anlaufen, die Serienprod­uktion im Herbst 2025. Jährlich sollen dann auf zwei Fertigungs­linien 620.000 Einheiten vom Band laufen. „Wir können uns da durchaus mit dem Werk in Dingolfing vergleiche­n“, sagt Susanek.

Auch Verbrenner

Für die Produktion von klassische­n Verbrenner­n soll sich Susanek zufolge bis auf Weiteres nichts ändern. „Wir werden künftig zwei sehr solide

Standbeine haben.“Aktuell laufen jährlich mehr als eine Million Benzin- und Dieselantr­iebe in Steyr vom Band. „Das wird kurzfristi­g auf diesem Niveau bleiben, wir werden weiter gut ausgelaste­t sein.“Denn das Werk beliefert auch Märkte außerhalb der EU, wo Neuzulassu­ngen mit Verbrenner­motor ja ab 2035 verboten werden sollen. „2035 wird auch für einige EU-Länder eine große Herausford­erung“, so Susanek.

Es werde auch weiter an der Optimierun­g von Verbrenner­antrieben gearbeitet, allerdings müsse dafür schon viel investiert werden. „Die Technologi­e hat ihren Höhepunkt erreicht.“

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Bis dato baut BMW Elektromot­oren im bayerische­n Dingolfing – künftig kommen sie auch aus Steyr
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Kanzler Nehammer und BMW-Vorstand Nedeljkovi­ć
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Ein Elektromot­or aus dem Hause BMW

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