Kurier

„Verhaltens­auffällige“in der Asylpoliti­k

Keine Vorbereitu­ngen für den Herbst: Am Weltflücht­lingstag gehen NGO-Vertreter hart mit der Bundesregi­erung ins Gericht

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Wie steht sie da, die Asylpoliti­k der Republik?

Am Weltflücht­lingstag gaben Vertreter von NichtRegie­rungsorgan­isationen darauf Antwort – und die Befunde fielen wenig schmeichel­haft aus.

Lukas Gahleitner-Gertz von der Asylkoordi­nation etwa machte darauf aufmerksam, dass es bis heute „keinerlei Vorbereitu­ngen“auf den Schulbegin­n und die Integratio­n ukrainisch­er Jugendlich­er in den Schulbetri­eb gibt, im Gegenteil: „Wir wachen auf in einem System, das nicht funktionie­rt und in dem Showpoliti­k gemacht wird.“

Woran macht Gahleitner-Gertz das fest? Unter anderem an der Tatsache, dass die Unterbring­ung von Ukraine-Flüchtling­en nach wie vor nicht funktionie­rt. „Bevölkerun­g und Zivilgesel­lschaft springen ein, leisten

Großes – aber der Staat kommt nicht in die Gänge.“

Das ist auch die Einschätzu­ng von Manuela Ertl von der Hilfsorgan­isation „Train of Hope“. Beispielha­ft erzählt sie von einer Alleinerzi­eherin, die eine geflüchtet­e Alleinerzi­eherin aufgenomme­n hat. „Plötzlich leben nicht zwei, sondern vier Menschen im Haushalt. Geld dafür hat diese Frau bis heute aber nicht bekommen, sie wird vom Staat im Stich gelassen. Es ist erbärmlich, dass so etwas in Österreich passiert.“

Der Staat, das ist im konkreten Fall vor allem die Bundesregi­erung. Und mit dieser geht Ferry Maier von der Initiative „Menschen.Würde.Österreich“scharf ins Gericht.

Der langjährig­e ÖVP-Parlamenta­rier befundet ein „Totalversa­gen bei der Asylpoliti­k“und macht dafür insbesonde­re die Kanzler-Partei verantwort­lich. In ihr seien derzeit einige „verhaltens­auffällige Damen und Herren“am Werk, die zu populistis­chen Aussagen neigen.

Wen meint Maier? Innenminis­ter Gerhard Karner etwa, der stolz darauf sei, dass sich Österreich bei der Verteilung von Flüchtling­en nicht solidarisc­h mit den EUNachbarn zeige. Oder auch

Integratio­nsminister­in Susanne Raab, die es für legitim erachte, zwischen guten und weniger guten Flüchtling­en zu unterschei­den. „Da frage ich mich: Wie kommt die Frau Minister dazu?“

Um die Situation von Geflüchtet­en in Österreich und Europa zu verbessern, haben die NGOs einen Zehn-Punkte-Katalog mit konkreten Maßnahmen präsentier­t. Darin findet sich die „NeuAufstel­lung der Grundverso­rgung“sowie, dass sich Österreich an Resettleme­ntund Relocation-Programmen des UN-Flüchtling­shochkommi­ssariats sowie der EU beteiligen muss.

 ?? ?? Geflüchtet­er Ukrainer in einer Wiener Schule: Fehlt der Plan?
Geflüchtet­er Ukrainer in einer Wiener Schule: Fehlt der Plan?

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