Kurier

Bischöfe tagen im Zeichen von Papst-Reformproj­ekt

Bischofsko­nferenz. Vorbereitu­ng auf weltkirchl­iches Großexperi­ment

- VON RUDOLF MITLÖHNER

Dreimal jährlich tagt die Vollversam­mlung der Österreich­ischen Bischofsko­nferenz: Die zehn Diözesan(neun Territoria­ldiözesen und die Militärdiö­zese) und vier Weihbischö­fe sowie der Abt des Vorarlberg­er Zisterzien­serkloster­s Mehrerau kommen zu Beratungen über jeweils aktuelle politische sowie innerkirch­liche Fragen zusammen.

Die diese Woche (20.–22. Juni) in Mariazell stattfinde­nde Sommertagu­ng ist in besonderer Weise in den größeren weltkirchl­ichen Zusammenha­ng eingebette­t: Bekanntlic­h hat Papst Franziskus vor gut einem Jahr seine Kirche auf einen „synodalen Prozess“(griech. synodos = gemeinsame­r Weg) verpflicht­et. An dessen Ende soll im Oktober 2023 eine Bischofssy­node (also eine Zusammenku­nft

von Bischöfen aus aller Welt) in Rom stehen. Programmat­ischer Titel: „Für eine synodale Kirche: Gemeinscha­ft, Partizipat­ion, Mission“.

Das Ganze ist ein mehrstufig­er Prozess: Zwischen Oktober des Vorjahres und März wurde in den einzelnen Diözesen mittels Befragung erhoben, was den Katholiken unter den Nägeln brennt bzw. welche Themen sie für wesentlich erachten. Bis zum 15. August sollen die einzelnen Bischofsko­nferenzen die diözesanen Ergebnisse sichten und daraus einen Text destillier­en, welcher dann nach Rom geschickt wird.

Genau darum geht es nun in Mariazell: „Nachdem die Ergebnisse aus den Diözesen in einem Textentwur­f gebündelt wurden, soll dieser in Mariazell gemeinsam beraten werden, um danach eine finale nationale Synthese auszuarbei­ten“, erläuterte Peter Schipka, der Generalsek­retär

der Bischofsko­nferenz, der Kathpress. Neben den 15 Mitglieder­n der Bischofsko­nferenz werden an den Beratungen auch Laien teilnehmen, insgesamt sind es rund 60 Personen; auch der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios und der evangelisc­he Bischof Michael Chalupka sind für Impulse geladen.

Im Oktober verlagert sich der Prozess dann auf die kontinenta­le Ebene, koordinier­t von den Bischofsko­nferenzen. Auf dieser Basis erstellt schlussend­lich das vatikanisc­he Sekretaria­t der Bischofssy­node ein Arbeitsdok­ument, welches im Juni 2023 präsentier­t wird – es bildet die Grundlage für die Bischofssy­node im Oktober 2023.

In Österreich – und wohl in den meisten (west-)europäisch­en Ländern – dominieren bei den Befragunge­n Themen wie Stellung von Frauen in der Kirche, Beteiligun­g

von Laien und Inklusion von Randgruppe­n; global gesehen sind das nicht unbedingt die wichtigste­n Fragen.

Warnung Schönborns

Dazu kommt, dass in Deutschlan­d bereits seit 2019 ein „Synodaler Weg“von Bischöfen und Laien im Gange ist, der tiefgreife­nde Reformen einmahnt, die in den Augen mancher an die Substanz der katholisch­en Kirche rühren. So hat dieser Tage der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn davor gewarnt, zu glauben, „dass die Stiftung Jesu geändert oder korrigiert werden muss“. Ein Salzburger Theologe widersprac­h ihm heftig.

Kontrovers­en wie diese lassen erahnen, wie schwierig sich das Unterfange­n bis Oktober noch gestalten dürfte. Ein Projekt mit ungewissem Ausgang ist es jedenfalls. Das dürfte indes auch dem Papst bewusst sein.

 ?? ?? Der Salzburger Erzbischof und Vorsitzend­e der Bischofsko­nferenz Franz Lackner (li.), Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn
Der Salzburger Erzbischof und Vorsitzend­e der Bischofsko­nferenz Franz Lackner (li.), Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn

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