Kurier

Musikalisc­he Vielfalt von hoher Qualität

Abwechslun­g beim Liszt Festival Raiding

- HELMUT CHRISTIAN MAYER ★★★★⯪

Kritik. Es begann mit einem Brief von Franz Liszt an Hector Berlioz, in dem dieser von seiner Italienrei­se schwärmte, es folgten launige Sager wie „Es ist jetzt fast sechs und das Aufregends­te, was passiert ist, ist ein Basilikumb­latt um Beckenrand“und ein Rezept über die „Maccheroni alla Rossini“: Aus eigenen Büchern rezitierte der Schauspiel­er Michael Dangl, ungemein sonor, pointiert und wortdeutli­ch.

„Liszt und Italien“war das Motto dieses Abends beim Lisztfesti­val in Raiding, bei dem aber auch die Musik gehörig zu Wort kam. Unter der einfühlsam­en Begleitung der Pianistin Andrea Linsbauer konnten zwei Sänger das Publikum begeistern: Der charmante Clemens Unterreine­r etwa bei „Es muss ein Wunderbare­s sein“von Franz Liszt und leidenscha­ftlich bei „Heimliche Aufforderu­ng“von Richard Strauss. Der zweite im Bunde war Herbert Lippert mit hellem, höhensiche­rem Tenor, der mit großer Innigkeit etwa „Du bist wie eine Blume“von Liszt intonierte. Und beide sangen mit ansteckend­er Spielfreud­e die Gassenhaue­r „Funiculì, Funiculà“und „O sole mio“als Zugabe. Stehende Ovationen!

Kraftvoll sind ihre Anschläge, perlend ihre Läufe, aber auch träumerisc­h ihre Kantilenen und zudem musizierte Katharina Treutler mit virtuoser Bravour. Nur teilweise neigte sie dazu, das Pedal zu viel zu benützen.

Und weil Franz Liszt Johann Sebastian Bach Zeit seines Lebens verehrte, spielte die 37-jährige deutsche Pianistin aus Erfurt tags darauf erstmalig in Raiding auch Bearbeitun­gen seiner Werke von Liszt. Zwei Zugaben und viele Bravi.

Eine Klasse für sich

Die „Philharmon­ix“sind eine Klasse für sich und begeistert­en das Publikum. Denn die Mitglieder (überwiegen­d Wiener und Berliner Philharmon­iker) des Ensembles erwiesen sich als wahre Könner. Und sie lassen sich in keine Schublade stecken, denn mit augenfälli­gem Spaß, ausgelasse­ner Spielfreud­e, höchster Virtuositä­t, in eigenen, mitreißend­en Arrangemen­ts switchten die sieben Ausnahmekü­nstler mühelos und ohne Genierer zwischen den Genres.

Nichts klang so wie gewohnt und immer fanden sie mit viel Schmäh auf ihrer abenteuerl­ichen Musikreise den richtigen Ton. Zwei Zugaben und stehende Ovationen!

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