Musikalische Vielfalt von hoher Qualität
Abwechslung beim Liszt Festival Raiding
Kritik. Es begann mit einem Brief von Franz Liszt an Hector Berlioz, in dem dieser von seiner Italienreise schwärmte, es folgten launige Sager wie „Es ist jetzt fast sechs und das Aufregendste, was passiert ist, ist ein Basilikumblatt um Beckenrand“und ein Rezept über die „Maccheroni alla Rossini“: Aus eigenen Büchern rezitierte der Schauspieler Michael Dangl, ungemein sonor, pointiert und wortdeutlich.
„Liszt und Italien“war das Motto dieses Abends beim Lisztfestival in Raiding, bei dem aber auch die Musik gehörig zu Wort kam. Unter der einfühlsamen Begleitung der Pianistin Andrea Linsbauer konnten zwei Sänger das Publikum begeistern: Der charmante Clemens Unterreiner etwa bei „Es muss ein Wunderbares sein“von Franz Liszt und leidenschaftlich bei „Heimliche Aufforderung“von Richard Strauss. Der zweite im Bunde war Herbert Lippert mit hellem, höhensicherem Tenor, der mit großer Innigkeit etwa „Du bist wie eine Blume“von Liszt intonierte. Und beide sangen mit ansteckender Spielfreude die Gassenhauer „Funiculì, Funiculà“und „O sole mio“als Zugabe. Stehende Ovationen!
Kraftvoll sind ihre Anschläge, perlend ihre Läufe, aber auch träumerisch ihre Kantilenen und zudem musizierte Katharina Treutler mit virtuoser Bravour. Nur teilweise neigte sie dazu, das Pedal zu viel zu benützen.
Und weil Franz Liszt Johann Sebastian Bach Zeit seines Lebens verehrte, spielte die 37-jährige deutsche Pianistin aus Erfurt tags darauf erstmalig in Raiding auch Bearbeitungen seiner Werke von Liszt. Zwei Zugaben und viele Bravi.
Eine Klasse für sich
Die „Philharmonix“sind eine Klasse für sich und begeisterten das Publikum. Denn die Mitglieder (überwiegend Wiener und Berliner Philharmoniker) des Ensembles erwiesen sich als wahre Könner. Und sie lassen sich in keine Schublade stecken, denn mit augenfälligem Spaß, ausgelassener Spielfreude, höchster Virtuosität, in eigenen, mitreißenden Arrangements switchten die sieben Ausnahmekünstler mühelos und ohne Genierer zwischen den Genres.
Nichts klang so wie gewohnt und immer fanden sie mit viel Schmäh auf ihrer abenteuerlichen Musikreise den richtigen Ton. Zwei Zugaben und stehende Ovationen!