Grundwasserreservoir auf Rekordtief gesunken
Trockenheit. Die Pegel vieler österreichischer Seen nehmen weiter ab, eine Besserung ist derzeit nicht in Sicht
Mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher kommen normalerweise jedes Jahr, um die Gischt der Wasserfälle zu bewundern. Zum ersten Mal seit Menschengedenken waren die Myra-Wasserfälle im südlichen Niederösterreich monatelang ausgetrocknet, derzeit beschränkt sich das Naturschauspiel auf ein kleines Rinnsal.
Die extreme Trockenheit hat vor allem in Ostösterreich massive Auswirkungen auf die Natur und den Wasserhaushalt. Im Wiener Becken ist der Pegel eines der größten Grundwasserreservoirs Europas, der Mitterndorfer Senke, auf ein Rekordtief gesunken. Seit 2008 ist der Stand von 268 Meter über Adria um mehr als elf Meter gefallen. Die Grundwasserseen von Wiener Neustadt bis ins nördliche Burgenland gleichen einer Schotterwüste. Niederschlagsarme Jahre,
Sogar nach Regen: Juni-Tiefststand im Neusiedler See „Von der Frühjahrstrockenheit war eigentlich ganz Österreich betroffen“Andreas Pfaller Landwirtschaftskammer
eine geringe Schneeschmelze und Rekord-Temperaturen haben die Lage verschärft. Im Vorjahr lagen die Niederschlagswerte im Wiener Becken in neun von zwölf Monaten deutlich unter dem langjährigen Schnitt, ein ähnliches Bild gab es bereits 2020.
Regionale Unterschiede
Laut Nikolas Zimmermann, Meteorologe vom Wetterdienst Ubimet gibt es allerdings von Region zu Region große Unterschiede, was die Niederschläge betrifft. Im April und Mai war der Niederschlag im Mittel relativ durchschnittlich. Während der April in Westösterreich zu trocken war, verzeichnete man im Norden Österreichs – wie etwa im Mostviertel – zum Teil mehr Niederschlag als üblich.
Doch auch ein durchschnittlich nasser Monat würde nicht bedeuten, dass die hydrologische Dürre überwunden wird, so Zimmermann, also eine Dürre, die über eine längere Zeit besteht: „Dann muss man vielleicht den Garten nicht gießen, aber die Pegelstände – etwa im Neusiedler See oder der Grundwasserpegel – werden dadurch nicht gehoben.“
Heuer war der März extrem trocken, im Westen verzeichnete man fast gar keinen Niederschlag. „Von der Frühjahrstrockenheit war eigentlich ganz Österreich betroffen. In manchen Gebieten war es noch gravierender“, sagt Andreas Pfaller von der Landwirtschaftskammer Österreich. Hier versuche man, mit trockenresistenten Sorten gegenzulenken.
Pegel auf Tiefstand
Ewiges Sorgenkind ist und bleibt der Neusiedler See. Hier hatte man sich heuer Mitte Juni zu früh gefreut: Nachdem monatelang ein historischer Wasser-Tiefststand verzeichnet wurde, kam endlich der ersehnte Regen. Innerhalb weniger Tage stieg der Wasserspiegel des Steppensees, der zu 80 Prozent von Niederschlägen gespeist wird, von 115,16 Meter über Adria (MüA) auf 115,20 MüA (am 8. Juni). Doch die Verdunstung an den Hitzetagen hat für einen neuerlichen Juni-Tiefstand gereicht: 115,159 Meter über Adria waren es Stand Dienstag, 9 Uhr. Wie der Langzeitvergleich des Wasserportals Burgenland zeigt, dürfte der Wasserstand des Neusiedler Sees im Laufe des Sommers noch weiter sinken.