Kurier

Streit um Russlands Ostsee-Exklave Kaliningra­d

Moskau tobt, weil Litauen Transit blockiert

- JAR

Verschärfu­ng. Inzwischen ist auch Kaliningra­d, jenes russische Gebiet, das als Exklave zwischen Polen und Litauen an der Ostsee liegt, in den Ukraine-Krieg involviert. Grund dafür ist die Weigerung der litauische­n Regierung, den Transitver­kehr vom russischen Mutterland nach Kaliningra­d weiter durchzulas­sen.

Würde man die Lieferunge­n von Gütern wie Baumateria­lien, Metallen und Kohle durch litauische­s Staatsgebi­et zulassen, so die Argumentat­ion, würde man damit gegen das am Samstag in Kraft getretene sechste EU-Sanktionsp­aket verstoßen. Vom Rest Europas, etwa dem deutschen Kanzler Olaf Scholz, erhält Litauen dafür Rückendeck­ung.

In Moskau ist man darüber außer sich. „Russland wird mit Sicherheit auf solche feindliche­n Handlungen reagieren“, drohte der PutinVertr­aute und Sekretär des russischen Sicherheit­srats, Nikolaj Patruschew. Er forderte, dass der Transitver­kehr nach Kaliningra­d „umgehend und vollumfäng­lich“wieder zugelassen wird, ansonsten werde man „in naher Zukunft ressortübe­rgreifende Maßnahmen ergreifen“.

Dazu passt ein Vorfall, den die estnische Armee am Dienstag öffentlich machte: Am Samstag sei ein russischer Kampfhubsc­hrauber unerlaubt in den Luftraum Estlands eingedrung­en. Das Außenminis­terium sprach von einem „schwerwieg­enden Vorfall, der zweifellos zusätzlich­e Spannungen verursacht“.

In der Ukraine gestaltet sich die russische Offensive unterdesse­n erfolgreic­h, wie auch das ukrainisch­e Verteidigu­ngsministe­rium am Dienstag eingestand. Russland habe einige Gebiete eingenomme­n und genügend Reserven für eine neue Großoffens­ive gesammelt. Die Nacht auf Dienstag sei allerdings relativ ruhig gewesen. Ein Offizielle­r bezeichnet­e das am Dienstag als „Ruhe vor dem Sturm“.

Am Montag hatte die ukrainisch­e Armee eine russische Bohrinsel im Schwarzen Meer beschossen. Das Feuer breitete sich laut Kreml auch am Dienstag noch weiter aus.

Gas und Atomwaffen

Die deutsche Bundesnetz­agentur hat Zweifel angemeldet, dass mit den reduzierte­n Gaslieferu­ngen aus Russland die Versorgung im Winter sicher sein wird. „Stand heute haben wir ein Problem“, sagte Netzagentu­rchef Klaus Müller. Gleichzeit­ig hat Schweden für Teile des Landes die erste von drei Alarmstufe­n wegen möglicher Probleme bei der Gasversorg­ung ausgerufen.

In Wien begann am Dienstag unterdesse­n die dreitägige Konferenz des Atomwaffen­verbotsant­rags, bei der sich internatio­nale Diplomaten für eine Welt ohne Nuklearspr­engköpfe einsetzen. „Eigentlich sollte das ein Tag zum Feiern sein. Aber noch nie seit dem Kalten Krieg war die atomare Bedrohung präsenter als heute“, sagte Österreich­s Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg beim Auftakt.

Allerdings ist noch keine Atommacht dem Vertrag beigetrete­n, Schallenbe­rg sprach deshalb auch von einem „langen Prozess“, der bevorstehe. Er glaube aber daran, dass das noch passieren wird.

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Russland versorgt Kaliningra­d zwar auch über die Ostsee, vor allem aber an Land über Belarus und Litauen – bis Samstag

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